Medien im Nahen Osten
– da kommt uns als erstes Al Jazeera in den Sinn, ein Fernsehsender für die arabische
Welt. Es geht aber auch kleiner, viel kleiner. Und es muss nicht immer Fernsehen sein.
Pater Raed Abusahlia ist Pfarrer des Dorfes Taybeh in Palästina. Als ehemaliger Sprecher
des lateinischen Patriarchen in Jerusalem ist er auch medienerfahren. Aber das ist
nicht alles, er ist auch Event-Manager und Fundraiser und hat für sein Dorf eine traditionelle
Stein-Ölpresse besorgt, die der Bevölkerung ein wenig ökonomische Unabhängigkeit verschafft.
Auch für die Kooperative für den Verkauf der Erzeugnisse des Dorfes – Ölivenöl, Seife
und Kerzen – an europäische Supermärkte stand er Pate. Ein Allrounder also. Sein neustes
Projekt ist aber wohl seine größte Herausforderung: Er möchte den ersten christlichen
Radiosender im Heiligen Land betreiben. Und dies mit der Hilfe von Radio Vatikan,
das technische Hilfestellung leistet. Pater Raed:
„Wir
brauchen im Heiligen Land eine christliche Stimme, wir müssen den Christen des Landes
eine christliche Stimme geben, wir müssen das für das ganze Bistum tun, das ganz Jordanien,
Palästina und Israel umfasst. Obwohl es schon verschiedene Radio- und TV-Stationen
in der Region gibt, gibt es immer noch kein einziges christliches Radio. Ich möchte
das in Taibeh schaffen.“
Warum ausgerechnet in diesem
Dorf? Pater Raed erinnert uns daran, dass Taybeh das letzte vollständig christliche
Dorf in Palästina ist. Aber nicht nur der Glaube hilft, sondern auch die Geographie:
Das Dorf liegt auf einem Hügel, 1.000 Meter über dem Meer. Radiowellen können von
hier aus die ganze Region erreichen. Die Verwaltung Palästinas muss dieses Vorhaben
noch erlauben, der ganze Papierkrieg liegt noch vor ihm. Gedacht ist der Sender für
die Arabisch sprechende Gemeinschaft von Amman bis Gaza, Tel Aviv und Jerusalem.
„Es
wird eine christliche Stimme sein, aber auch eine Stimme unterschieden von anderen.
Das heißt, es soll eine Stimme für Frieden und Hoffnung sein, für Dialog und Versöhnung.
Wir sind offen für jeden, für die anderen Kirchen im Heiligen Land. Wir werden auch
den Nachrichten und den Feiern der anderen Kirchen Raum und Zeit geben. Wir haben
sie auch schon eingeladen, ihre eigenen Programme auf unserem Sender zu gestalten.
Der Sender ist also auch für die anderen Religionen da, die es im Heiligen Land gibt,
vor allem Juden und Moslems. Wir wollen eine Brücke sein, denn ein Christ, der keine
Brücke ist, ist kein Christ.“
Pater Raeds Traum: Der Start seines ersten
christlichen Senders im Nahen Osten mit einer Sendung zum Weihnachtsfest.