Die Bundesregierung
hat sich gegen religiöse Verfolgung ausgesprochen. Bei einer Debatte zum Thema an
diesem Donnerstag traten die Abgeordneten fraktionsübergreifend für den weltweiten
Schutz religiöser Minderheiten ein. Das Recht auf öffentliches Bekennen und Werben
für die eigene Religion müsse gewahrt werden – und zwar mit Hilfe entsprechender Gesetze
und Rechtssprechungen, hieß es dort. Immerhin 100 Minuten widmeten die Politiker diesem
Thema. Der Leiter des katholischen Büros bei der Bundesregierung, Prälat Karl Jüsten,
war mit dabei und wertet das im Interview mit Radio Vatikan als positives Zeichen: „Die
Verfolgung aus religiösen Gründen stellt heute eines der größten Menschheitsprobleme
mit dar. Dass der Bundestag sich damit beschäftigt, zeigt der internationalen Staatengemeinschaft:
Deutschland ist nicht egal, was auf dieser Welt geschieht.“ Zentrales
Anliegen der Bundesregierung ist eine aktive Menschenrechtspolitik – das hatte der
deutsche Außenminister Guido Westerwelle bekräftigt. Einschränkungen der Religionsfreiheit
könne man außerdem nicht mit kulturellen Eigenheiten begründen, so der Minister. Gut
so, dazu Jüsten – Westerwelles Einsatz könne auch international Vorbild sein: „Wenn
also Außenpolitiker dieses Thema immer wieder weltweit ansprechen, können sie damit
einen guten Beitrag leisten, dieses Problem ernsthaft anzugehen.“ Schwerpunkte
der Debatte war die Christenverfolgung in der Türkei und im indischen Bundesstaat
Orissa. In beiden Ländern werden Christen zwar nicht durch den Staat verfolgt, leiden
aber unter Verfolgung durch Fanatiker oder unter Diskriminierungen im Alltag. Der
deutsche Staat müsse hier mehr Druck auf die jeweiligen Regierungen ausüben, um mehr
Schutz für die Gläubigen zu erzielen, mahnt Jüsten. Und Deutschland könne auch noch
mehr tun: „Es nützt nicht, das nur im Bundestag zu debattieren, entscheidend
ist eben, das alle deutschen Organisationen sich dieses Thema zu eigen machen und
das in ihre Arbeit einbringen – also im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit zum
Beispiel.“ Dramatisch ist auch die Lage der Christen im Irak. Dieses
Thema sei in der Debatte nicht breit behandelt worden, so Jüsten, jedoch… „hat
uns die Bundesregierung zugesagt, zu evaluieren, wie die bisherige Aufnahme geschehen
ist, um dann zu überprüfen, ob man dann noch mehr tun kann.“ Weiteres
Thema der Sitzung waren die für das Jahr 2015 aufgestellten Millenniumsziele der Vereinten
Nationen. Das drohende Scheitern der Mehrzahl der Millenniumsziele sei ein Skandal.
Das sagte der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerkes Misereor, Josef Sayer,
am Donnerstag in Berlin. Dazu Jüsten: „Es ist zunächst einmal wichtig,
dass die Millenniumsziele auf der Tageskürzung bleiben. Wir haben schon mit großer
Sorge beobachtet, wie sich die Haushaltskürzungen in diesem Bereich auswirken werden.
Da müssen wir besonders hellhörig sein, dass die Bundesregierung die vorab abgemachten
Ziele nicht relativiert oder in Frage stellt.“ Das Einhalten der Milenniumsziele
ist vor allem durch die Sparpolitik der Bundesregierung in Gefahr. Bei diesem Thema
gebe es jedoch auch Positives zu berichten, so Jüsten: „Der Entwicklungshilfe-Etat
ist nach meinen Informationen leicht um 0,2 Prozent angestiegen. Das ist an sich ein
gutes Signal, weil ja in vielen anderen Etatansätzen gekürzt wurde, auch wenn es sehr
minimal ist. Gleichwohl sind wir dankbar, dass die Bundesregierung zugesagt hat, die
Mittel für die Kirchen, die der Staat zur Verfügung stellt, nicht zu kürzen, so dass
wir unsere Arbeit unvermindert fortsetzen können.“ Anlass für
die Debatte im Bundestag waren Anträge der Koalitionsfraktionen und der Grünen zum
Thema Religionsfreiheit gewesen. An der Debatte nahm auch Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) teil. (rv/kna 07.07.2010 pr)