Als Verstoß gegen alle ethischen und moralischen Werte beurteilen die Bischöfe des
Landes das neue Abtreibungsgesetz. Die Regelung, die Abtreibungen bis zur 14. und
in Ausnahmefällen bis zur 22. Woche legalisiert, trat an diesem Montag in Kraft. Sie
lockert das bisher in Spanien gültige Abtreibungsverbot in vielen Punkten: Minderjährige
ab 16 Jahren können künftig ohne Einverständnis ihrer Eltern abtreiben lassen. Frauen,
die außerhalb der im Gesetz genannten Fristen abtreiben, werden lediglich mit Bußgeldern
belegt. Am Wochenende hatten Hunderte Menschen vor dem Madrider Verfassungsgericht
gegen das Gesetz demonstriert. Das Gericht war in der vergangenen Woche erfolglos
von der konservativen Oppositionspartei eingeschaltet worden, um das Inkrafttreten
in letzter Minute zu verhindern. Die Gesetzesnovelle war im Februar mit der Mehrheit
der sozialistischen Regierungspartei im Parlament verabschiedet worden. Das neue Gesetz
gilt als eines der liberalsten in Europa.