Einer der führenden orthodoxen Denker der Gegenwart, der griechische Metropolit von
Pergamon, Professor Ioannis Zizioulas aus Athen, ist am vergangenen Freitag Ehrendoktor
der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster geworden. Neben Metropolit Ioannis
wurde auch Pfarrer Ishmael Noko, der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes mit
dem Doktortitel honoris causa geehrt. Die beiden Theologen stellen Herausragende Vertreter
der Kirchen dar, deren Arbeit den Schwerpunkt des Ökumene-Instituts bilde, heißt es
in einer Mitteilung der Universität Münster. Die Verleihung fand aus Anlass des 50-jährigen
Bestehens des Katholisch-Ökumenischen Instituts statt.
(sok/pm 04.07.2010 mc)
Metropolit
Ioannis von Pergamon wurde am 10. Januar 1931 geboren. Er gilt heute als einer der
bedeutendsten und einflussreichsten orthodoxen Theologen. Durch sein theologisches
Denken eröffnete Zizioulas die Möglichkeit eines Neuanfangs im ökumenischen Dialog,
der sich nicht in der Behandlung konkreter Dissense in Lehrfragen erschöpft, sondern
viel grundlegender ansetzt und somit indirekt auch Fragen der theologischen Hermeneutik
impliziert. Metropolit Ioannis Zizioulas ist seit 2006 orthodoxer Ko-Vorsitzender
der offiziellen Dialogkommission zwischen beiden Kirchen. Die Kommission hat sich
im Herbst 2009 - unter heftigen Protesten lokaler Gegner der Ökumene - auf Zypern
getroffen. Metropolit Ioannis Zizioulas habe immer die Fortsetzung des Dialogs mit
der katholischen Kirche verteidigt, begründet die Fakultät die Verleihung der Ehrendoktorwürde.
Ishmael
Noko wurde am 29. Oktober 1943 in Simbabwe geboren. Der amtierende Generalsekretär
des Lutherischen Weltbunds trägt wesentlich dazu bei, dass trotz vielfältiger Enttäuschungen
über die Haltung der Römisch-Katholischen Kirche die bilateralen Dialoge unermüdlich
fortgeführt werden, heißt es in der Begründung der Promotion zum Ehrendoktor der Universität
Münster. Diese Grundhaltung habe sich insbesondere in den spannungsreichen Zeiten
im Kontext der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre"
1999 ausgewirkt. Er stehe für die Tradition, von reflektierten konfessionellen Standorten
aus in Gespräche mit anderen christlichen Bekenntnissen zu treten.