2010-07-04 11:26:52

Benedikt XVI.: Das Vorbild des Einsiedlerpapstes Cölestin


RealAudioMP3 Bei einem Besuch in der Abruzzen-Stadt Sulmona hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag den Hl. Papst und Einsiedler Cölestin als Vorbild für die heutige Kirche gewürdigt. Bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel rief er zu Einfachheit, Innerlichkeit, Dankbarkeit gegenüber Gott und zur Bewahrung der Schöpfung auf.
Coelestin V. war 1294 gegen seinen Widerstand zum Kirchenoberhaupt gewählt worden. In einer kirchenhistorisch beispiellosen Entscheidung gab er sein Papstamt nach wenigen Monaten wieder ab und lebte lange Zeit nahe Sulmona als Einsiedler.


Cölestin sei vor allem ein Gottsucher gewesen: ein Mensch, der die Antworten auf die großen Fragen suchte: wer bin ich, von wo komme ich, warum lebe ich, wozu lebe ich?


„Wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder Ort, jeder Moment zugeschüttet wird von Initiativen, von Aktivität, von Lärm; Oft gibt es keine Zeit für das Hören und für das Gespräch. Liebe Schwestern und Brüder, haben wir keine Angst vor der Stille um uns und in uns, wenn wir fähig sein wollen, nicht nur die Stimme Gottes zu hören, sondern auch die der Menschen um uns herum, unserer Nächsten.“ 
Desweiteren haben Cölestin vorgelebt, alles als Geschenk anzunehmen - In jedem einzelnen Leben könne man leicht in allem Schönen und Guten seine Gnade erkennen:

„Deswegen müssen wir aufmerksam sein und die inneren Augen immer offen haben, die Augen unseres Herzens. Und wenn wir lernen, Gott durch seine unendliche Güte kennen zu lernen, sind wir auch fähig, mit Staunen in unserem Leben - wie die Heiligen - die Zeichen Gottes zu sehen, der immer nahe ist, der immer gut ist zu uns und der uns sagt: „Glaubt an mich!“ 
Schließlich sei in Cölestin eine lebendige Erfahrung der Schönheit der Schöpfung gereift, die ein Werk der Hände Gottes sei:


„Ich ermutige euch in euren Anstrengungen, ich ermahne alle, sich verantwortlich für die eigene Zukunft zu fühlen, wie auch für die der Nächsten, und die Schöpfung zu respektieren und zu bewahren, die Frucht und das Zeichen der Liebe Gottes.“ 
Dass Cölestin als Eremit lebte, heißt aber nicht, dass er in sich selbst abgeschlossen war, sondern gerade der Primat des Gebets habe ihm die Prioritäten des Evangeliums eröffnet:


„Die klare, offene und mutige Verkündigung - auch in den Momenten der Verfolgung - ohne weder der Mode noch der Gewalt nachzugeben; die Abkehr von der Beschäftigung mit den Dingen der Welt - dem Geld oder der Kleidung - und das Vertrauen in die Vorsehung des Vaters; die Sorge und Aufmerksamkeit besonders für die körperlich und geistig Kranken. Dies sind die Merkmale der missionarischen Aktivität der Kirche zu jeder Zeit.“

Im Rahmen seines eintägigen Besuchs wollte Benedikt XVI. auch mit Inhaftierten und Mitarbeitern des örtlichen Gefängnisses zusammentreffen. Abschließend steht am späten Nachmittag eine Begegnung mit Jugendlichen in der Kathedrale San Panfilo auf dem Programm. Dort wird das Kirchenoberhaupt in der Krypta die Reliquien des Stadtpatrons San Panfilo sowie Coelestins V. verehren. Am Abend fliegt der Papst mit dem Hubschrauber nach Rom zurück.

Es ist das zweite Mal, dass Benedikt XVI. eine Gedenkstätte des heiligen Coelestin V. aufsucht. Bereits im April 2009 legte er am Schrein seines Vorgängers in der Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila eine Ehrenstola, ein sogenanntes Pallium, nieder.


(rv/kna 04.07.2010 mc)








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