D: Lübecker Märtyrer sind Vorbilder wider die Parolen
Papst Benedikt XVI.
hat an diesem Donnerstag drei katholische Diözesanpriester aus Norddeutschland als
Märtyrer anerkannt. Die Nazis hätten die drei Lübecker Kapläne Johannes Prassek, Eduard
Müller und Hermann Lange am 10. November 1943 in Hamburg „aus Hass auf den Glauben“
umgebracht. Damit ist der Weg frei für eine Seligsprechung der so genannten „Lübecker
Märtyrer“. Die Namen Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange mögen außerhalb
Lübecks nicht bekannt sein, in der Stadt selbst hat man ihr Martyrium nie vergessen.
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen:
„Es ist so, dass in Lübeck
– und davor habe ich hohe Achtung – praktisch ab 1945 die Gedenkfeiern stattgefunden
haben und ununterbrochen bis heute stattfinden. Die Lübecker wissen, was sie an ihren
Märtyrern haben, besonders auch dadurch, dass wir das ja nicht nur auf die drei katholischen
Geistlichen bezogen haben.“ Schaut man auf die Website des Erzbistums, sieht
man nämlich vier Gesichter, nicht nur drei. Der vierte ist der evangelische Pastor
Karl Friedrich Stellbrink, der gemeinsam mit den katholischen Priestern verhaftet
und umgebracht wurde.
„Es war mir wichtig, dass wir uns gleich zu Beginn
des Seligsprechungsverfahrens mit der evangelischen Kirche verständigt haben, dass
wir es so handhaben, dass jede Kirche in der je eigenen Tradition die Verehrung der
Märtyrer praktiziert. Und von daher gehören sie zusammen, auch deshalb, weil sie ja
in praktisch derselben Stunde das Martyrium erlitten haben. Wir sind mit der evangelischen
Kirche so gut im Gespräch, dass sie verstehen kann, dass die Seligsprechung die drei
katholischen Märtyrer, das ehrende Gedenken aber alle vier betrifft.“ Von
1943 bis heute sind fast 70 Jahre vergangen, die Welt, der die vier und viele andere
zum Opfer gefallen sind, existiert so nicht mehr. Warum ist es so wichtig, nicht nur
im Geschichtsunterricht und auf Gedenksteinen an die Widerständler zu denken, sondern
sie auch geistlich als Märtyrer und bald als Selige der Kirche zu verehren?
„Wir
sind ja ein reines Diasporabistum und von daher ist für uns wichtig, dass wir unsere
Geschichte kennen, auch die Geschichte in dunkler Zeit, der Zeit des Nationalsozialismus,
und dass wir da Vorbilder haben, in der Weise, dass die Märtyrer nicht dem Zeitgeist
und nicht den Parolen Hitlers gefolgt sind, sondern ihrem Gewissen und dem Evangelium.
Und das kann man dann ja heute schnell auf unsere Zeit übertragen. Auch heute gibt
es Parolen und Zeitgeist, wo wir sagen: Das sehen wir als Christen anders. Da haben
wir Rückgrat und passen uns nicht an. Wenn ich an die Frage des Lebensschutzes denke,
zu Beginn des Lebens und am Ende des Lebens, aber auch in vielen anderen Dingen. Wir
kämpfen ja gerade hier um den Sonntagsschutz in den beiden Bundesländern Schleswig-Holstein
und Mecklenburg Vorpommern. Also von daher ist wichtig, dass wir Vorbilder haben,
und die haben wir in den Märtyrern.“