Der scheidende Kurienkardinal Walter Kasper rät dazu, mit der Entscheidung über eine
Seligsprechung von Papst Pius XII. noch zu warten. „Meine persönliche Empfehlung ist,
auf jeden Fall zu warten, bis die Vatikanischen Archive für die Zeit ab 1939 geöffnet
sind und alle Fachleute Zugang zu den Quellen haben“ - das sagte der langjährige Präsident
des Päpstlichen Einheitsrates am Donnerstag dem „Hessischen Rundfunk“. Das werde noch
mindestens fünf bis sechs Jahre dauern. Kasper wörtlich: „Wir haben keinen Grund,
die Wahrheit zu fürchten und etwas zu verbergen.“ Er beobachte, dass sich die Forschung
über das Verhältnis des Papstes zum Judentum insgesamt mehr zugunsten des Papstes
neige. Man dürfe nicht vergessen, dass der Papst viele Juden in Rom gerettet habe.
Kasper betonte auch, dass eine Seligsprechung kein historisches Urteil über das Verhalten
des Papstes bedeute. Sie besage lediglich, dass der Betroffene zu seiner Zeit und
mit seinem Wissen nach seinem Gewissen gehandelt habe. Es sei aber weiterhin legitim,
zu der Einschätzung zu gelangen, dass andere in der Situation des Papstes anders gehandelt
hätten.