Papst Benedikt XVI. hat sich an diesem Donnerstag mit dem früheren Bischof von Augsburg,
Walter Mixa, getroffen. Dabei machte der Papst deutlich, er hoffe auf „Versöhnung“
und „ein neues Sich-Annehmen in der Gesinnung der Barmherzigkeit des Herrn“. Die deutschen
Bischöfe sollten Mixa „mehr als bisher ihre freundschaftliche Nähe, ihr Verstehen
und ihre Hilfe zur Findung der rechten Wege spüren lassen“. Alle Gläubigen der Diözese
Augsburg bittet der Papst, „neu aufeinander zuzugehen“. Benedikt hatte im Mai den
Rücktritt Mixas angenommen; später hatte der Bischof sich um eine Rücknahme dieser
Entscheidung bemüht. Der Papst machte ihm jetzt aber „die Endgültigkeit“ seiner Entscheidung
klar. Ein Vatikan-Statement gibt an, Mixa werde sich jetzt „zu einer Zeit des Schweigens,
der Sammlung und des Gebets zurückziehen“. Nach einer „Periode der Heilungen und der
Versöhnung“ werde er dann „wie andere emeritierte Bischöfe für Aufgaben der Seelsorge
im Einvernehmen mit seinem Nachfolger zur Verfügung stehen“. Mixa soll in seiner Zeit
als Stadtpfarrer in Schrobenhausen Waisenkinder geschlagen und Stiftungsgelder zweckentfremdet
haben. Die Umstände seines Rücktritts bedeuteten für sein Bistum und die deutsche
Kirche einen Belastungstest.
(rv 01.07.2010 sk)
Hier dokumentieren
wir die Vatikan-Erklärung nach Mixas Papst-Audienz im offiziellen deutschen Wortlaut.
Der
Heilige Vater hat am 1. Juli 2010 den emeritierten Bischof von Augsburg Msgr. Walter
Mixa in Audienz empfangen. Der Papst hatte mit Schreiben vom 4. Mai 2010 der Bitte
des Bischofs um Entpflichtung von seinen Ämtern als Oberhirte der Diözese Augsburg
und als deutscher Militärbischof entsprochen; die Endgültigkeit dieser Entscheidung
wurde in der Audienz nochmals bestätigt. Bischof Mixa wird sich zu einer Zeit des
Schweigens, der Sammlung und des Gebets zurückziehen und nach einer Periode der Heilungen
und der Versöhnung wie andere emeritierte Bischöfe für Aufgaben der Seelsorge im Einvernehmen
mit seinem Nachfolger zur Verfügung stehen. Bischof Mixa hat betont, daß er seinen
bischöflichen Dienst immer gern und gewissenhaft zu erfüllen sich mühte. Er hat aber
auch in aller Ehrlichkeit und Demut sein Bekenntnis bekräftigt, daß er Fehler und
Irrtümer begangen hat, die zu einem Vertrauensverlust führten und den Rücktritt unvermeidlich
werden ließen. Er hat erneut für all seine Fehler um Verzeihung gebeten, bittet aber
zu Recht auch darum, daß man über seinen Fehlern das Gute, das er getan hat, nicht
ganz vergessen möge. Der Heilige Vater hat die Hoffnung ausgedrückt, daß die Vergebungsbitte
auf offene Ohren und Herzen stoße. Nach einer Zeit oft maßloser Polemik wünscht er
sich Versöhnung, ein neues Sich-Annehmen in der Gesinnung der Barmherzigkeit des Herrn
und im gläubigen Sich-Anvertrauen an seine Führung. Er bittet vor allem auch die Mitbrüder
im bischöflichen Amt, Bischof Mixa mehr als bisher ihre freundschaftliche Nähe, ihr
Verstehen und ihre Hilfe zur Findung der rechten Wege spüren zu lassen. Alle Gläubigen
der Diözese Augsburg bittet der Papst, neu aufeinander zuzugehen und den Bischof offenen
Herzens anzunehmen, den er als Nachfolger von Bischof Mixa bestellen wird. Die Welt
wartet in einer Zeit der Gegensätze und der Unsicherheit auf das gemeinsame Zeugnis
der Christen, das sie von ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Herrn her zu geben
vermögen und in dem sie einander wie der ganzen Gesellschaft helfen, den rechten Weg
in die Zukunft zu finden.