In Zeiten der Intifada
war der Pilgerstrom ins Heilige Land immer dünner geworden – jetzt hat sich der Trend
offenbar umgedreht, vielleicht auch durch die Papstreise im Mai letzten Jahres. Markus
Bugnyar rechnet für den Herbst mit einem Besucherrekord, und er muss es wissen: Bugnyar
ist Rektor des Österreichischen Hospizes in der Jerusalemer Altstadt.
„Wir
erwarten für den heurigen Oktober einen absoluten Höhepunkt der Entwicklung: Der Oktober
2010 wird zahlenmäßig den Spitzenwert an Besuchern innerhalb der letzten zehn Jahre
bringen... wenn sich nichts anderes dazwischen tun sollte.“
Wenn nichts
dazwischenkommt – das ist genau der Punkt. Denn die immer noch konfliktgeladene politische
Lage bedeutet da einen großen Unsicherheitsfaktor. Diesmal geht es nicht um den Palästina-Konflikt;
der seit mehr als sechs Jahren in Jerusalem amtierende Rektor beobachtet vielmehr
Anzeichen, dass die israelische Öffentlichkeit auf eine kriegerische Auseinandersetzung
mit dem Iran wegen dessen Atomprogramm vorbereitet wird. Dies könnte zu einer Stornierungswelle
führen, befürchtet er.
Das Österreichische Hospiz ist eine Stiftung der
katholischen Kirche in Österreich mit dem jeweiligen Wiener Erzbischof - aktuell Kardinal
Christoph Schönborn - als Protektor. Nach Jahren der Fremdnutzung wurde es 1985 von
Israel wieder seinem österreichischen kirchlichen Eigentümer zurückgegeben. 1988 wurde
das Hospiz vollständig renoviert als Pilgerhaus offiziell wiedereröffnet.
Derweil
macht die „Kinderhilfe Betlehem“ auch auf das anhaltende Leiden der Palästinenser
aufmerksam. Michael Schweiger ist gerade als Präsident des Verbandes wiedergewählt
worden; in sechs Jahren Amtszeit hat er eine „schleichende Veränderung und Verschlechterung
der Lebenssituation in Bethlehem und in der gesamten West Bank“ erlebt.
„Der
äußere Anlass dafür war die Sperrmauer, die ja vor einigen Jahren aufgebaut worden
ist - acht Meter hoch. Ich merke, diese Mauer hat das Leben, die Lebensqualität noch
einmal verschlechtert, so dass die Menschen ja, obwohl sie physisch Luft zum Atmen
haben, dennoch einfach oft der Verzweiflung nahe sind und man manchmal den Eindruck
hat, die Luft zum Atmen geht ihnen mehr und mehr aus.“
Umso wichtiger
ist nach Schweigers Eindruck die Hilfe für die Palästinenser von draußen. „Wir sind
da“ – das nennt er die „Hauptbotschaft“.
„Ich glaube, der wichtigste
Erfolg ist, dass wir über 60 Jahre jetzt vor Ort sind. Das Caritas Baby Hospital gibt
es seit fast 60 Jahren. Wir kümmern uns pro Jahr um mehr als 30.000 Babys und kleine
Kinder, für die wir das wichtigste Anlaufzentrum sind, wenn es um ihre Gesundheit
geht. Und ich glaube, dass wir da wirklich erfolgreich sind, dass Babys, dass kleine
Kinder Hilfe bekommen, die sie dringend brauchen, dass sie Medikamente ... bekommen,
die sie dringend brauchen und dass sie wissen, das Caritas Baby Hospital ist für sie
gleichsam eine kleine Oase in dieser absolut schwierigen Welt.“