Österreich: Schönborn sieht Leutemangel, nicht Priestermangel
Die Abschaffung des Zölibats für Priester ist keine Lösung. So kommentierte der Wiener
Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, die Ergebnisse einer Studie in Österreich,
die herausgefunden hat, dass die Mehrheit der Priester des Landes eben genau diese
Abschaffung wünschen. Schönborn äußerte sich in der ORF-Sendung „Kreuz und Quer“ am
Dienstag. Für den Wiener Erzbischof ist auch nicht der Priestermangel das eigentliche
Problem der katholische Kirche, sondern der „Leutemangel“. Hinsichtlich der Überlastung
heimischer Pfarrer aufgrund fehlenden Personals findet Schönborn, dass Gemeinden mehr
zusammenarbeiten sollten, etwa im Sinn von Joint Ventures. Auch die Priesterweihe
der Frau ist für den Kardinal kein Thema, dies sei eine klar vorgegebene Lehre, „dabei
wird es auch bleiben.“ Angesichts des vielerorts propagierten Umgangs mit Sexualität
und der Kritik an der kirchlichen Sexualmoral müsse man kritisch die Gegenfrage stellen:
„Ist in der Kirche, in der kirchlichen Lehre die Sache nicht im Lot, oder ist es eher
in der Gesellschaft?“ Schärfer äußert sich der Abt von Heiligenkreuz, Gregor Henckel-Donnersmarck,
zu den Befürwortern der Abschaffung des Zölibats. In der Zeitschrift „Presse“ wirft
er ihnen vor, ihnen fehle das kirchliche Bewusstsein, „die Einfügung auch im Gehorsam“.
Wörtlich sagte der Abt: „Ich sehe die Umfrage als ein Symptom eines falschen Kirchenbildes
von denen, die die Umfrage gestartet haben und von denen, die sich daran beteiligt
haben.“ Das Kirchenbild einer Meinungsumfrage zu unterwerfen, halte er für falsch,
die Kirche müsse sperrig bleiben und dürfe sich nicht Mehrheiten unterwerfen. Vorsichtiger
meldete sich der Klagenfurter Bischof Alois Schwarz zu Wort. Er habe in seinem Bistum
veranlasst, dass die vom ORF und dem Pastoraltheologen Paul Zulehner initiierte Studie
in den Bistumsgremien analysiert und studiert werde.