D: Franziskanerprovinzen in Deutschland fusionieren
Die deutschen Franziskaner legen ihre vier Provinzen zusammen. Am Dienstag besiegelten
Ordensvertreter vor einem Notar in München die Vereinigung ihrer Vermögenswerte und
Rechtsträger. Bei einem Festakt am künftigen Sitz der gesamtdeutschen Provinz in München
wird der Generalminister des Ordens, Frater Jose Rodriguez Carballo, am Donnerstag
bekannt geben, wer den Zusammenschluss in den nächsten drei Jahren leitet. Zur neuen
Groß-Provinz gehören rund 380 Ordensleute in 46 Niederlassungen. Die Fusion wurde
rund zehn Jahre vorbereitet. Sie beendet die Selbstständigkeit der bayerischen, thüringischen,
sächsischen und kölnischen Franziskaner. Hauptgründe für den Zusammenschluss sind
die Überalterung des Ordens und der Wunsch, durch eine Bündelung der Kräfte neue Gestaltungsspielräume
zu bekommen. - Etwa die Hälfte der Brüder ist über 70 Jahre alt. Im gemeinsamen Noviziat
in Rheda-Wiedenbrück bereiten sich derzeit vier Männer auf die Ewigen Gelübde vor.
In den nächsten 10 Jahren werde sich die Zahl der Standorte in Deutschland noch einmal
halbieren, schätzt der scheidende bayerische Provinzial, Pater Maximilian Wagner.
Die Vereinigung sei aus freien Stücken und ohne existenzielle Not erfolgt, fügte er
hinzu. Bei allen Schwierigkeiten des Fusionsprozesses herrsche Aufbruchstimmung in
seiner Gemeinschaft. München sei unter anderem deshalb als Zentrale ausgewählt worden,
weil sich schon mehrere andere deutsche Orden nach ähnlichen Umstrukturierungen für
den Sitz in der bayerischen Landeshauptstadt entschieden hätten, erläuterte er. Darunter
sind die Jesuiten, die Kapuziner, die Salesianer Don Boscos, die Pallottiner und die
Maria-Ward-Schwestern. München ist als Standort für Orden attraktiv, weil sie in Bayern
als dem einzigen deutschen Bundesland den Körperschaftsstatus erhalten können. Diese
Rechtsform hat steuerliche Vorteile. Das Anna-Kloster der Münchner Franziskaner wurde
vor zwei Jahren für rund 10 Millionen Euro umgebaut. Dem Konvent gehören 22 Brüder
an. Franziskaner sind seit fast 800 Jahren in Deutschland ansässig.