Kirgistan: Christen nicht aus religiösen Gründen angegriffen
Anti-christliche Ressentiments haben im aktuellen Kirgistan-Konflikt keine Rolle gespielt,
das schreibt der in Jalalabad tätige Jesuitenpater Krzystzof Korolczuk in einem Brief
von diesem Montag. „Es ist ein politischer Konflikt mit ethnischen Bestandteilen,
der sich in keiner Weise gegen Christen richtet“, so der Priester wörtlich. Wenn usbekische
und kirgisische Christen bei der Verteidigung ihrer Häuser getötet wurden, dann sei
das nicht aus Gründen der Religionszugehörigkeit, sondern der Nationalität geschehen.
Auch hätten muslimische Anführer keinerlei anti-christliche Parolen ausgegeben. Korolzcuks
Mitbruder, P. Damian Wojciechowski, berichtet in einem Schreiben von diesem Montag,
dass sich die Lage in der Region etwas beruhigt habe, das Ausmaß an Zerstörung jedoch
noch nicht einzuschätzen sei. Die Situation im Süden des Landes sei unübersichtlich.
Die staatlichen Autoritäten stünden oftmals „passiv und machtlos“ da, so der Jesuit.
Seinen Angaben nach sind rund 100.000 Usbeken zurzeit auf der Flucht. Marodierende
Jugendbanden zögen durch die Städte. Noch könne niemand einschätzen, wie sich die
Lage entwickeln werde. Die katholische Gemeinde biete sowohl Kirgisen als auch Usbeken
Schutz und medizinische Grundversorgung. - Nach dem Sturz des autoritären kirgisischen
Staatspräsidenten Kurmanbek Bakijew und seiner Ablösung durch die ehemalige Außenministerin
Rosa Otunbajewa waren Mitte Juni schwere Unruhen zwischen usbekischer und kirgisischer
Bevölkerung im Süden Kirgistans ausgebrochen. Bei einer Volksabstimmung an diesem
Sonntag, mit der sich Interimspräsidentin Otunbajewa Legitimität verschaffen wollte,
stimmten ersten Berichten zufolge 90 Prozent der Wahlberechtigten für die neue Verfassung.