Dem Gesetz nach gibt
es sie, die Religionsfreiheit in der islamischen Republik Pakistan, die Wirklichkeit
sieht jedoch anders aus. Nur noch ein „Mythos“ sei die freie Religionsausübung, stellt
die katholische Bischofskonferenz Pakistans in einem Bericht von diesem Donnerstag
fest. Vor allem der „Blasphemieparagraph“ in der pakistanischen Verfassung hängt wie
ein Damoklesschwert über der christlichen Minderheit im Land: Jede Beleidigung des
Koran oder des Propheten Mohammed kann mit lebenslanger Haft oder gar dem Tod bestraft
werden. Fundamentalisten missbrauchten oftmals dieses Gesetz, um Christen zu verfolgen,
heißt es in dem Bericht weiter. Der Bischof von Faisalabad, Joseph Coutts, ist
zur Zeit in Polen unterwegs. Er berichtete unseren Kollegen über den Druck, dem die
christliche Minderheit in Pakistan zur Zeit standhalten muss.
„Wir
brauchen Eure Gebete jetzt gerade, wo die Lage für uns in Pakistan schwieriger wird.
Gerade in den letzten Jahren ist die Bereitschaft zur Toleranz im Land stark gesunken.
Das hat mit dem Krieg in Afghanistan zu tun und natürlich mit den Taliban, dieser
extremistischen und militanten Gruppe. Das erlebt aber nicht nur die Kirche, sondern
ganz Pakistan.“
95 Prozent der Muslime unterstützen
eine Abschaffung des Blasphemiegesetzes, es sind die religiösen Fundamentalisten,
die den Christen im Land Sorgen bereiten. Vor allem der Konflikt mit den radikalislamischen
Taliban im Nachbarland Afghanistan erschwert die Lage. Bischof Coutts erzählt:
„Momentan
greifen sie nicht direkt Christen an, die Taliban sind in erster Linie gegen die Regierung.
Sie wollen da einen Wechsel und die Einführung des islamischen Systems. Aber wenn
sie das schaffen sollten, dann würde uns das sehr stark betreffen und sehr negative
Folgen haben. Denn nach ihren Vorstellungen von einem islamischen Staat wären wir
keine gleichberechtigten Bürger mehr, wir müssten die islamischen Regeln befolgen
und das wären nur einige Schwierigkeiten, die uns begegnen, wenn sie an die Macht
kommen sollten.“