Seit dem „offiziellen“
Ende des Krieges ging im Irak der Krieg erst richtig los. Fast tagtäglich hören wir
von neuen Anschlägen, Terror und Gewalt sind in Städten wie Mossul und Bagdad an der
Tagesordnung. Vor allem Christen fallen den Anschlägen von Fanatikern zum Opfer, sie
fliehen scharenweise aus der Region. Deutschland hat zuletzt 2.500 von solchen Irak-Flüchtlingen
aufgenommen; damit ist das mit der EU vereinbarte Kontingent des Landes ausgeschöpft.
Für den Strom der Irakflüchtlinge ist dies aber nur einen Tropfen auf den heißen Stein,
meint Otmar Oehring, Experte für Menschenrechte beim kirchlichen Hilfswerk „missio“.
Er hat sich in den letzten Jahren massiv für Irakflüchtlinge eingesetzt. Im Interview
mit uns fragt Oehring:
„Was passiert mit den in der Region verbliebenen,
ungefähr 60.000 christlichen Flüchtlingen? Es ist zu hoffen, dass im politischen Bereich
Offenheit dafür besteht, über die Aufnahme von weiteren Christen und allgemein von
Flüchtlingen aus den Nachbarländern des Irak nachzudenken. Jüngst war eine Delegation
von Bundestagsabgeordneten und Kirchenvertretern in der Türkei, und dabei ist auch
die chaldäische Gemeinde besucht worden, um sich vor Ort in Istanbul über die Situation
der irakischen Flüchtlinge in der Türkei zu informieren. Ich hoffe, dass das dann
auch Einfluss haben wird auf die Entscheidungsfindung der Bundesregierung in Deutschland.“
Zuletzt
habe es in Deutschland parteiübergreifend Signale gegeben, mehr Flüchtlinge aufzunehmen,
so Oehring hoffnungsvoll. Von den bereits in Deutschland lebenden Irak-Flüchtlingen
hat der Experte Positives zu berichten:
„Man kann schon erste Integrationsschritte
bei diesen Menschen sehen. Es ist durchaus guter Wille bei einem Großteil dieser Flüchtlinge
zu sehen, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Sie sind sich alle der
Tatsache bewusst, dass das Leben und damit natürlich auch die Integration in die deutsche
Gesellschaft ihre Zukunft ist, dass sie praktisch gar keine andere Möglichkeit haben.
Zurück können sie nicht. Grundvoraussetzung ist natürlich das Erlernen der deutschen
Sprache, was insbesondere bei den Jugendlichen, die nach Deutschland als Flüchtlinge
gekommen sind, schon deutlich zu erkennen ist. Kleine Kinder und Jugendliche sprechen
zum Teil schon ganz gut deutsch, wenn sie ein Jahr schon da sind. Bei den anderen
wird das wahrscheinlich nicht anders sein.“