Vatikan: Abschiedsinterview mit Botschafter Horstmann
In wenigen Tagen steht
der offizielle Stabwechsel in der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl an. Dann
löst Walter Jürgen Schmid Hans-Henning Horstmann als Botschafter ab. Radio Vatikan
hat mit dem aus Garmisch-Partenkirchen stammenden Diplomaten Horstmann auf die vergangenen
knapp vier Jahre zurückgeblickt. Von Benedikt XVI. hatte sich der Protestant bereits
am vergangenen Freitag verabschiedet. Der Papst empfing ihn in Privataudienz.
„Es
war einmal mehr eine der Begegnungen, die mir viel Kraft und Mut gegeben haben. Ich
habe Papst Benedikt XVI. am 28.09.2006 mein Beglaubigungsschreiben überreicht und
von diesem ersten Meinungsaustausch bis jetzt zu dem am Freitag waren es Gespräche,
die mir nicht nur viel gegeben haben, sondern wo immer auch klar wurde, was Benedikt
XVI. auszeichnet: Wahrhaftigkeit, Wesentlichkeit und Güte. Das sind Eigenschaften,
die mich immer wieder bewegt haben und die mich künftig auch bewegen werden.“
Es
war eine erfüllte Zeit und vor allem ein sehr abwechslungsreicher Abschnitt seines
Diplomatenlebens, resümiert Horstmann. Höhepunkte waren für ihn die Treffen mit dem
Papst und Ende des vergangenen Jahres das Weihnachtsoratorium von Bach in der sixtinischen
Kapelle. Ein Geschenk des damaligen Bundespräsidenten Köhler an Benedikt XVI..
„Darüber
hinaus die persönlichen Begegnungen mit Mitgliedern der Kurie. – Sei es das Bildungswesen,
Einheit der Christen, sei es der interreligiöse Dialog auch mit den Prälaten und Monsignore
haben mich so bereichert, haben gebildet. Es gibt eigentlich keine Frage, die nicht
angesprochen worden ist.“
Doch Horstmann hat auch außerhalb der vatikanischen
Mauern viele Kontakte gepflegt. Begeistert spricht er von den vielen deutschen wissenschaftlichen
und kulturellen Institutionen in Rom. An erster Stelle nennt er die Villa Massimo
und ein von ihm mitangestoßenes Kooperationsprojekt. Die Künstler der deutschen Akademie
in Rom treffen dabei jeweils mit einem Kirchenvertreter zum Gespräch zusammen. Die
Bereitschaft zum Dialog hat der Botschafter von Seiten der Kirche selbst erfahren:
„Bei
den Antrittsbesuchen stellte sich sehr schnell heraus ein gegenseitiges Interesse.
Diese Gespräche sind geprägt von einer Offenheit im Vertrauen darauf, dass diskret
damit umgegangen wird. Vielleicht unterscheidet das diese Welt im Vatikan von dem
Wirken in einem Staat, in Regierungen. Die Öffentlichkeit wird nicht gesucht, es wird
gesucht gemeinsam, wie finden wir Lösungen, gerade das Gespräch über Einheit der Christen,
was einen Protestanten besonders bewegt. Der interreligiöse Dialog, der ja auch imminent
politische Komponenten hat... Es ist schon eine einzigartige Welt.“
Ihn
hat besonders das internationale Wirken der Kirche im Hintergrund beeindruckt:
„Es
war in diesen vier Jahren für mich großartig zu erleben, wie die römisch-katholische
Weltkirche im Globalisierungsprozess segensreich wirkt, sehr oft still und es wird
in der Kurie wahrgenommen, aber dann v.a. in den Ländern, wo Priester und wo Kirche
arbeitet, sei es in Bildung, sei es im Karitativen, sei es in Mediation, um Konflikte
zu entschärfen. Das war eine großartige Erfahrung.“
Und so verabschiedet
sich Horstmann von Rom aus in die Rente. Seine Worte können trotz sorgsamer Wahl die
Rührung nicht verbergen.
„Ich nehme viele Freundschaften mit, ich
nehme die Kraft von Weltkirche mit und was ich an Kulturellem erleben durfte, ist
eine Erfahrung, die mich lange begleiten wird. Ich habe auf verschiedenen Posten Dienst
getan, die Posten haben mich immer erfüllt. Ich habe mich auf meine Aufgabe als deutscher
Botschafter beim Heiligen Stuhl gefreut. Ich gehe erfüllt von diesem Krönungsposten
nach Hause.“