2010-06-21 14:54:36

Vatikan: Abschiedsinterview mit Botschafter Horstmann


RealAudioMP3 In wenigen Tagen steht der offizielle Stabwechsel in der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl an. Dann löst Walter Jürgen Schmid Hans-Henning Horstmann als Botschafter ab. Radio Vatikan hat mit dem aus Garmisch-Partenkirchen stammenden Diplomaten Horstmann auf die vergangenen knapp vier Jahre zurückgeblickt. Von Benedikt XVI. hatte sich der Protestant bereits am vergangenen Freitag verabschiedet. Der Papst empfing ihn in Privataudienz.



„Es war einmal mehr eine der Begegnungen, die mir viel Kraft und Mut gegeben haben. Ich habe Papst Benedikt XVI. am 28.09.2006 mein Beglaubigungsschreiben überreicht und von diesem ersten Meinungsaustausch bis jetzt zu dem am Freitag waren es Gespräche, die mir nicht nur viel gegeben haben, sondern wo immer auch klar wurde, was Benedikt XVI. auszeichnet: Wahrhaftigkeit, Wesentlichkeit und Güte. Das sind Eigenschaften, die mich immer wieder bewegt haben und die mich künftig auch bewegen werden.“



Es war eine erfüllte Zeit und vor allem ein sehr abwechslungsreicher Abschnitt seines Diplomatenlebens, resümiert Horstmann. Höhepunkte waren für ihn die Treffen mit dem Papst und Ende des vergangenen Jahres das Weihnachtsoratorium von Bach in der sixtinischen Kapelle. Ein Geschenk des damaligen Bundespräsidenten Köhler an Benedikt XVI..



„Darüber hinaus die persönlichen Begegnungen mit Mitgliedern der Kurie. – Sei es das Bildungswesen, Einheit der Christen, sei es der interreligiöse Dialog auch mit den Prälaten und Monsignore haben mich so bereichert, haben gebildet. Es gibt eigentlich keine Frage, die nicht angesprochen worden ist.“ 

Doch Horstmann hat auch außerhalb der vatikanischen Mauern viele Kontakte gepflegt. Begeistert spricht er von den vielen deutschen wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen in Rom. An erster Stelle nennt er die Villa Massimo und ein von ihm mitangestoßenes Kooperationsprojekt. Die Künstler der deutschen Akademie in Rom treffen dabei jeweils mit einem Kirchenvertreter zum Gespräch zusammen. Die Bereitschaft zum Dialog hat der Botschafter von Seiten der Kirche selbst erfahren:



„Bei den Antrittsbesuchen stellte sich sehr schnell heraus ein gegenseitiges Interesse. Diese Gespräche sind geprägt von einer Offenheit im Vertrauen darauf, dass diskret damit umgegangen wird. Vielleicht unterscheidet das diese Welt im Vatikan von dem Wirken in einem Staat, in Regierungen. Die Öffentlichkeit wird nicht gesucht, es wird gesucht gemeinsam, wie finden wir Lösungen, gerade das Gespräch über Einheit der Christen, was einen Protestanten besonders bewegt. Der interreligiöse Dialog, der ja auch imminent politische Komponenten hat... Es ist schon eine einzigartige Welt.“ 

Ihn hat besonders das internationale Wirken der Kirche im Hintergrund beeindruckt:



„Es war in diesen vier Jahren für mich großartig zu erleben, wie die römisch-katholische Weltkirche im Globalisierungsprozess segensreich wirkt, sehr oft still und es wird in der Kurie wahrgenommen, aber dann v.a. in den Ländern, wo Priester und wo Kirche arbeitet, sei es in Bildung, sei es im Karitativen, sei es in Mediation, um Konflikte zu entschärfen. Das war eine großartige Erfahrung.“ 

Und so verabschiedet sich Horstmann von Rom aus in die Rente. Seine Worte können trotz sorgsamer Wahl die Rührung nicht verbergen.



„Ich nehme viele Freundschaften mit, ich nehme die Kraft von Weltkirche mit und was ich an Kulturellem erleben durfte, ist eine Erfahrung, die mich lange begleiten wird. Ich habe auf verschiedenen Posten Dienst getan, die Posten haben mich immer erfüllt. Ich habe mich auf meine Aufgabe als deutscher Botschafter beim Heiligen Stuhl gefreut. Ich gehe erfüllt von diesem Krönungsposten nach Hause.“ 

(rv 21.06.2010 sk/kk)








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