Das „Instrumentum
Laboris“ für die vatikanische Nahostsynode im Herbst birgt Sprengstoff. Auch in der
islamischen Welt ist die Kritik am politischen Islam in dem Arbeitsdokument aufmerksam
registriert worden. Er wird klar verurteilt, zugleich finden sich aber eindringliche
Dialogappelle. Wie das miteinander vereinbart werden kann, darüber haben wir mit dem
libanesischen Jesuiten, P. Samir Khalil Samir, gesprochen. Der meint, die Kritik in
dem Arbeitsdokument richte sich gar nicht gegen den Islam als solchen.
„Die
Kritik nimmt den Islam vielmehr in Schutz! Wir müssen nämlich einsehen, dass das Ziel
der Christen nicht ist, „irgendjemanden“ zu bekämpfen, sondern es geht um den Kampf
gegen das Schlechte an sich. Und es ist letztlich gleich, ob dieses Schlechte von
Christen, Moslems oder Juden ausgeht.“
Der gewaltbereite politische Islam
sei vor allem schlecht für die Muslime selbst:
„Die Übergriffe in Irak,
in Palästina, Pakistan oder Afghanistan richten sich nicht in erster Linie gegen Christen,
sondern gegen die ganze Bevölkerung, die in diesen Ländern mehrheitlich muslimisch
ist. Unser Hauptkritikpunkt ist: Diese Art von politischem Islam ist nicht kompatibel
mit einem modernen Bürgerverständnis. Deswegen wenden wir uns so vehement gegen den
politischen Islam, denn er beraubt uns der Freiheit, der Demokratie und fördert Theokratie
und Autokratie.“ P. Samir setzt auf das pazifistische Potential des Religionsdialogs:
„Denn
es muss immer um den Dialog gehen. Die Vision der Synode und des Christentums überhaupt
ist es, gemeinsam eine Stadt für die Menschen zu bauen: Für Muslime, die in der Mehrheit
sind, für Christen, für Juden, für Atheisten… Wir verteidigen die menschliche Freiheit
und den Menschen selbst. Wir wollen eine immer demokratischere Gesellschaft. Wenn
nun im Namen Gottes politische Ziele verfolgt werden, die dem widersprechen, müssen
wir zwangsläufig dagegen kämpfen.“ Das „Instrumentum Laboris“ ist das Arbeitsdokument
zur Vorbereitung der Nahostsondersynode, die im Oktober im Vatikan stattfindet. Es
ist im Vatikan zusammengestellt worden aus den Antworten der Bischöfe, Laien und Verbände
vor Ort auf Fragen in den so genannten „Lineamenta“.