Die Nachricht vom
Sturm der Bastille kommentierte König Ludwig XVI. von Frankreich mit „Das ist ein
Aufstand“ und musste sich entgegenhalten lassen: Non, Sire, das ist eine Revolution.
Auch wir leben in revolutionären Zeiten, in einer Medienrevolution. Was wir heute
mit Tastatur, Bildschirm und Internetverbindung alles lesen, schreiben und anrichten
können, wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Und es breitet sich eine Debatte
über die Kommunikation, ob das alles denn hilfreich sei oder schädlich. Markus
Reiter hat sich da eindeutig entschieden. Er sieht eine neue Verdummung. Das tut er
aber nicht aus allgemeinem Kulturpessimismus heraus, sondern auf Grund sorgfältiger
Analysen. Er sieht, dass die bisherigen Qualitätsmedien, also Zeitungen oder Dinge,
die Arbeit und deswegen Geld kosten, verschwinden werden. Zu viele Menschen sind einfach
daran gewöhnt, dass sie sich holen können, wann immer und was immer ihnen gefällt.
Kostenlos, einfach downloaden. Das wird aber immer mehr von schlichter PR, von Marketing
oder Massenware bestimmt werden. Und Wahrheit und Lüge, Müll und Qualität im Netz
werden immer schwieriger zu unterscheiden sein. Der rüpelhafte Ton der Blogs, die
persönlichen Angriffe, die als Information verpackte Meinungsmache und der Konsum
samt seiner Dauerwerbung wird die Oberhand gewinnen. Sein Gegenmittel: Bildung,
Bildung, Bildung. Sein Anliegen: eine Werbeschrift dafür, dass wir uns unsere Information,
unsere Kultur, etwas kosten lassen. Zeit und – ja – auch Geld. Wer sich zufrieden
gibt mit dem Datenwust im Netz, der wird letztlich eingestuft werden unter „dumm 3.0“. Ein
sehr empfehlenswertes Buch für die, die wissen wollen, was sich hinter dem Bildschirmen
an Trends entwickelt und die sich wehren wollen gegen die Verdummung, Vermassung,
den reinen Konsum, der uns aus dem Netz täglich entgegen quillt.
Markus Reiter:
Dumm 3.0. Wie Twitter, Blogs und Networks unsere Kultur bedrohen, das Buch ist erschienen
im Gütersloher Verlagshaus und kostet 17,95 €.
Autor der Rezension ist P.
Bernd Hagenkord SJ, Leiter des deutschsprachigen Programms von Radio Vatikan.