Vor sechs Monaten
wurde der Karibikstaat Haiti von einem Erdbeben schwer verwüstet, noch immer ist die
Insel zerstört und die humanitäre Lage katastrophal. Der Weltkirchenrat zeigt sich
tief besorgt über die Situation und hat die internationale Gemeinschaft dazu aufgefordert,
die Kooperation mit Haiti zu verstärken. Eines der vielen ungelösten Probleme ist
das Geschäft mit Kindern, die illegal zur Adoption freigegeben werden. Paolo Ferrara
ist der Kinderschutzbeauftragte bei „Terre des Hommes“. Er sagt uns, dass bereits
vor dem Erdbeben etwa 300.000 Kinder auf Haiti als eine Art Sklaven in reicheren Haushalten
lebten. Seit dem Erdbeben ist es noch schwieriger, die Kinder zu schützen:
„Es
haben sich eine Reihe informeller Camps gebildeten, auf die internationale Hilfsorganisationen
keinerlei Zugriff hatten. Oftmals gaben sich auch die Personen, die auf ein Kind aufpassten,
als dessen Eltern aus – aus Angst, die Personen, die sich um eine Zählung der Kinder
kümmerten, hätten keine guten Absichten.“
Das größte Problem Haitis sei
die Hoffnungslosigkeit, die viele Eltern zu verzweifelten Maßnahmen verleitet:
„Oftmals
„verkaufen“ Eltern ihre Kinder auf dem Adoptionsmarkt in der Hoffnung, dass sie in
einer anderen Familie eine bessere Zukunft haben. Sie wissen jedoch nicht, dass ihre
Kinder so auf dem internationalen Markt der Pädophilie oder des Organhandels enden
können.“
Noch sei es unmöglich, die genaue Anzahl der Kinder, die durch
illegale Adoptionen verschwunden sind, zu bestimmen; in manchen Waisenhäusern war
es ein Drittel der Kinder, das nach dem Erdbeben nicht mehr auftauchte, berichtet
Ferrara von „Terre des hommes“.
„In einigen Fällen wurden Kinder verkauft,
um die Waisenhäuser finanziell zu erhalten, oft haben auch Unbekannte die chaotische
Situation ausgenutzt und Kinder gekauft.“