Vatikan-Erzbischof: Immer weniger Anerkennung von Flüchtlingen
Der Leiter des Päpstlichen
Migrantenrates wirbt für einheitliche Standards im Umgang mit illegalen Flüchtlingen.
Das sagte Erzbischof Antonio Maria Vegliò am Donnerstag in Rom. Es gehe um eine realistische
Regelung der Flüchtlingsströme; dabei müssten sowohl die Rechte der Flüchtlinge als
auch der Bevölkerung im Gastland bedacht werden. Einfach nur Grenzen dicht zu machen,
sei keine Lösung, so Vegliò. Der 20. Juni ist seit zehn Jahren UNO-Weltflüchtlingstag;
ursprünglich eingeführt hatte ihn Papst Benedikt XV. 1914 unter dem Eindruck des Ersten
Weltkriegs. Neue UNO-Zahlen veranschlagen die Zahl der Flüchtlinge vor Krieg oder
Verfolgung weltweit auf über 43 Millionen. Das ist die höchste Zahl seit Mitte der
neunziger Jahre.
„Natürlich ist die Zahl zunächst einmal beeindruckend“,
meint Erzbischof Agostino Marchetto, der Sekretär des Migrantenrates. „Gleichzeitig
gibt es auch einen Rückgang bei der konkreten Anerkennung von Flüchtlingen und Asylbewerbern.
Was Europa betrifft, ist das Bild sehr gemischt: Das Europäische Parlament hat einen
Europäischen Flüchtlingsfonds ins Leben gerufen, aber erst 12 Staaten sind ihm beigetreten.
Es gibt in Europa ca. eine halbe Million Flüchtlinge – nicht nur so genannte Wirtschaftsflüchtlinge,
sondern auch solche, die zur Flucht gezwungen wurden. Es ist schwer, dafür zu sorgen,
dass Hilfsgelder sie auch wirklich erreichen.“ Mit Sorge blickt
der Vatikan-Mann Richtung Mittelmeer, über das immer wieder Flüchtlinge aus Afrika
Europa zu erreichen versuchen.
„Erst vor ein paar Tagen gab es wieder so
einen Fall von einem großen Flüchtlingsschiff – sogar mit einem Kleinkind an Bord
-, bei dem sich Italien und Libyen über die Verantwortung gestritten haben. Ich erinnere
daran, dass in der Organisation der Afrikanischen Einheit seit 1969 eine Flüchtlings-Konvention
gilt... Immerhin hat vor kurzem die Afrikanische Union über das Thema Flüchtlinge
beraten, und zwar auf positive Weise.“ (rv 18.06.2010 sk)