2010-06-18 14:55:51

Südafrika: Missio-Projekte


Eine gute Woche läuft die erste Fußball-Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden, gut sieht es für die Bafana Bafana, also die Nationalmannschaft Südafrikas, nicht aus. Trotzdem: Die Fußballbegeisterung ist ungebrochen, das ganze Land fiebert mit, wer am Ende den Pokal mit nach Hause nimmt. Doch abseits der glitzernden Welt von Stadien, Fanmeilen und Werbespektakeln zeigt sich die Zerrissenheit des Landes, in dem rund ein Drittel der Bevölkerung in Armut lebt, 5,7 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert sind und rund tausend Menschen täglich an AIDS sterben.
Das katholische Hilfswerk missio ist seit mehreren Jahren im „Hinterland“ Südafrikas aktiv. Unter dem Dach der Erzdiözese Kapstadt sind eine Reihe von Projekten entstanden, die von missio unterstützt werden. P. Eric Englert, Präsident von missio, war zu Beginn der WM dort und hat diese Projekte besucht:

Wir haben am Freitag das Township Nyanga besucht, es ist das Township mit der größten Kriminalitätsrate in der Gegend von Kapstadt. Dort waren wir in der Pfarrei St. Mary’s, ein Ort des Friedens, an dem die Menschen, die dort ja sehr stark von Gewalt und anderen Problemen behaftet sind, einen Hort der Ruhe und des Ausatmens bieten kann. Wir haben mit Jugendlichen gesprochen, die uns das bestätigt haben. Sie kommen dort in die Pfarrei, nehmen teil an einem Programm, das „Education for Life“ heißt, das ist ein Werteseminar oder eine Werteweiterbildung: Sie beschäftigen sich mit ihrer Situation, drücken diese in ganz verschiedener Art und Weise aus, sei es mit Theaterstücken, Musik, im Gespräch." 

An niemandem gehe die WM vorbei, selbst in den Townships hätte jeder die Möglichkeit, die Spiele zu verfolgen, erzählt P. Englert. Die Hoffnungen der Ärmsten auf konkrete Verbesserungen blieben jedoch gering:

Das haben die Jugendlichen in Nyanga mir auch sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Sie haben wörtlich gesagt „Unsere Situation wird sich durch die WM nicht ändern, im Gegenteil, wir erleben, dass Dinge des täglichen Lebens sogar teurer geworden sind, wir selber haben keinen Zugang zu Karten z.B., um zu Spielen zu gehen. Wir erwarten von der WM keine Änderung unserer Situation, sondern das ist etwas, was wir selber in die Hand nehmen können." 

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass Südafrika durch die Fußball-Euphorie näher zusammenrückt, dass der Stolz auf das gemeinsam Erreichte zur Einheit der „Regenbogennation“ führt:

Mir ist das sehr bewegend deutlich geworden, als am Vorabend der WM in Kapstadt vor dem Rathaus die große Fanmeile eröffnet wurde. Da wurde ein Filmausschnitt gezeigt – Nelson Mandela, wie er gerade aus dem Gefängnis entlassen wird, zur Nation spricht und sie zur Einheit ruft. Das war ein Moment, wo die Vuvuzelas, die einem sonst die Ohren volldröhnten, verstummt sind, die Menschheit bewegt dagestanden hat. Als die Filmsequenz zu Ende war, sind alle in großen Jubel ausgebrochen. Das Streben, der Wille danach, dass die Nation zusammenkommt, ist tatsächlich vorhanden und man kann sich nur wünschen, dass das mehr und mehr Wirklichkeit wird."

 
(rv 18.06.2010 tb)







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