Die Kirche wartet gespannt auf die Neuverhandlung im so genannten Kruzifix-Streit:
Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg wird in Kürze das Urteil neu
verhandeln, nach dem in Italien Kreuze aus staatlichen Schulen entfernt werden sollen.
Gegen dieses Urteil hatte Italien Berufung eingelegt. Die italienische Bischofskonferenz
bekräftigte jetzt in einer Stellungnahme, dass religiöse Symbole auch an öffentlichen
Orten keinen Zwang bedeuteten und niemanden ausschlössen. Wörtlich schreiben die Bischöfe
in einer Note vom Donnerstag: „Wir hoffen, dass bei der Behandlung einer so delikaten
Frage auch die religiösen Gefühle der Bevölkerung berücksichtigt werden.“ Das Zeigen
von religiösen Symbolen auch im öffentlichen Raum sei „ein wichtiger Ausdruck der
Religionsfreiheit“. Ähnlich äußerte sich auch die schottische Bischofskonferenz. In
dem Strassburger Verfahren stünden Toleranz und Glaubensfreiheit in demokratischen
Gesellschaften auf dem Spiel, erklärte der Episkopatsvorsitzende Kardinal Keith O’Brien
am Donnerstag. - Eine Grosse Kammer des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs soll
am 30. Juni über das umstrittene Kruzifix-Urteil verhandeln. Eine aus sieben Richtern
bestehende Kammer des Gerichtshofs hatte im November einer Klägerin aus Italien Recht
gegeben, die sich gegen Kreuze in der öffentlichen Schule ihrer Kinder gewandt hatte.
Ihrer Klage hatte das oberste italienischen Verwaltungsgericht, der Staatsrat, nicht
stattgegeben. Er hatte 2006 entschieden, das Kreuz sei zu einem Symbol für die Werte
Italiens geworden. (rv 18.06.2010 sk)