Vor moralischem Relativismus
und staatlichem Totalitarismus hat Papst Benedikt XVI. an diesem Mittwoch gewarnt.
Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz ging das Kirchenoberhaupt auf eines seiner
Lieblingsthemen ein – die Harmonie von Glaube und Vernunft. Ausgehend von der Morallehre
des heiligen Thomas von Aquin erinnerte der Papst an die gegenseitige Befruchtung
dieser beiden Zugangsarten zur Wahrheit Gottes: „Ihr Zusammenspiel kann fruchtbar
werden, wenn die Vernunft nicht bloß auf dieempirische Sphäre eingeschränkt und der
objektive Wahrheitsgehalt der Glaubenssätze anerkannt wird“, so das Kirchenoberhaupt.
In der Morallehre des heiligen Thomas habe die „Gnade des Heiligen Geistes (…), aus
der die göttlichen und die sittlichen Tugenden erwachsen“, im Mittelpunkt gestanden;
er sei damit ein „Vordenker der Menschenrechte“ gewesen.
„Doch
dieser Weg ist bereits im Wesen des Menschen grundgelegt, und die Vernunft kann die
wesentlichen Inhalte des natürlichen Sittengesetzes erkennen. Wenn diese universalen
Rechte und Pflichten geleugnet werden, führt dies zum moralischen Relativismus des
Einzelnen und zu Totalitarismus auf staatlicher Ebene.“
In den
Grüßen an die deutschsprachigen Pilger, die sich bei strahlendem Sonnenschein auf
dem Petersplatz versammelt hatten, zitierte der Papst ein Gebet des mittelalterlichen
Heiligen:
„Schenk mir, o Gott, Verstand, der dich erkennt, Eifer,
der dich sucht, Weisheit, die dich findet, einen Wandel, der dir gefällt, Beharrlichkeit,
die gläubig dich erwartet, Vertrauen, das am Ende dich umfängt. – Dazu erbitte ich
euch und euren Familien Gottes reichen Segen.“