2010-06-11 14:47:11

Papst bei Vigil: „Heutige Gesellschaft sieht Zölibat als Skandal an“


RealAudioMP3 Der Zölibat bleibt ein Grundpfeiler der katholischen Kirche. Daran erinnerte Papst Benedikt XVI. zum Abschluss des Priesterjahres. Rund 15.000 Priester aus 97 Ländern und weitere 10.000 Pilger und Gläubige nahmen am Donnerstagabend an einer Gebetswache mit dem katholischen Kirchenoberhaupt auf dem Petersplatz teil. Die dreistündige Feier bestand aus zwei Teilen. Im ersten Teil wurden Zeugnisse aus der Weltkirche vorgetragen. Dieser Teil wurde von der Klerusorganisation organisiert. Um 21.30 Uhr erschien dann der Papst auf dem Platz und betete mit den Anwesenden die Vigil.



Papst Benedikt XVI. leitete die Gebetswache kniend. Ein großes Porträt des heiligen Pfarrer von Ars zierte die Fassade des Petersdoms. In seiner Begrüßungsrede bedankte sich der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Claudio Hummes, beim Papst für das Priesterjahr. Es folgte das Evangelium. Dann stellten einige Priester Fragen an den Papst. Zuvor hatten unter anderem ein Priester aus Hollywood und ein Priester aus einem Armenviertel von Buenos Aires von ihrer Arbeit berichtet. Zudem sprach eine deutsche Familie über ihren Glaubensweg.



Ein slowakischer Priester sagte dem Papst, dass er durch die vielen kritischen Stimmen verwirrt sei, ob der Zölibat überhaupt ein Geschenk sei. Dazu antwortete der Papst.



„Gerade die Kritik gegenüber dem Zölibat zeigt uns, dass er ein großartiges Glaubenszeichen ist. Der Zölibat ist Sinnbild für die Präsenz Gottes in der Welt. Bitten wir dem Herrn darum, dass er uns von den weltlichen Skandalen befreit.“ 

Der Zölibat gelte für die heutige Gesellschaft, die in einer „ewigen Gegenwart“ lebe, als „großer Skandal“, weil er über das irdische Leben hinaus weise, fügte der Papst an. Zudem gebe es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen dem Zölibat und dem bloßen Unverheiratetsein, das in der Gesellschaft mittlerweile immer stärker verbreitet sei.



„Die Ehelosigkeit der Priester bedeutet nicht einfach für sich allein zu leben und eine endgültige Bindung abzulehnen, sondern vielmehr das Gegenteil, ein endgültiges Ja zum Dienst für Gott. Zusammen mit der Ehe, in ihrer natürlichen Form als Bund zwischen Mann und Frau, ist der Zölibat das Fundament unserer christlichen Kultur. Wenn diese Grundlagen verschwinden, verschwinden dann auch die Wurzeln unserer Kultur.“ 

Der Papst warnte die Priester zugleich davor, in einen „Klerikalismus“ zu verfallen. Dieser stelle auch heute wie zu allen Zeiten „eine Versuchung“ dar. Der beste Schutz gegen diese Versuchung sei die Eucharistie, wenn sie in ihrem ursprünglichen Sinne gelebt werde, hob Benedikt XVI. hervor. Der Papst tadelte zudem eine einseitige Überbetonung der Vernunft in der „akademischen Theologie“.



„Diese Arroganz der Vernunft verdunkelt die Gegenwart Gottes in der Welt. Priester sollten hingegen sich nicht vor dem Gespenst der Wissenschaftlichkeit fürchten und offen für Neues sein. Durch eine kritische Prüfung sollen sie zwischen einer Mode und einer wirklichen Neuerung unterscheiden können.“ 

Ausdrücklich wandte sich der Papst gegen den „Positivismus“ der 70er und 80er Jahre. Damals seien Theorien verbreitet worden, die sehr innovativ zu sein schienen, die jedoch in der Zwischenzeit veraltet seien und mittlerweile in einigen Fällen lächerlich erschienen.

(rv 11.06.2010 mg)








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