Lehren, Heiligen, Leiten – Der Papst zum Ende des Priesterjahres
Lehren, Heiligen, Leiten – Der Papst zum Ende des Priesterjahres „Es war
der Auferstandene, der die Jünger gerufen hat, zu taufen, Menschen zu lehren und zu
Jüngern zu machen, es war der Auferstandene, der ihnen die Vollmacht erteilt hat,
Sünden zu vergeben.“ Mit diesen Auftragsworten aus den Evangelien des Matthäus und
des Johannes hat Papst Benedikt XVI. seine Katechesen zum Priesterjahr eingeleitet.
Den Abschluss des Priesterjahres feierten in der vergangenen Woche über 9.000 Priester
aus 91 Ländern in Rom. Ein Höhepunkt war am Freitag eine Messe zum Herz-Jesu-Fest
gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. unter dem Leitspruch „Erneuerung, Buße, Gemeinschaft“.
In den zurückliegenden Katechesen hatte der Papst besonders die drei priesterlichen
Aufgaben betont. Mit den Worten Benedikts XVI. folgt eine Rückschau auf die Aufgaben:
Lehren, Heiligen, Leiten.
Lehren Die erste Aufgabe der Priester
ist, so der Papst, das Lehren. Der Priester sollte aber kein Lehrer sein, der sich
in den Vordergrund stellt, vielmehr sollte er im Dienste Jesu Christi stehen, der
das Wort der Wahrheit selbst ist.
„Denn die Grundfrage des Menschen ist
ja: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was soll ich tun? Auf diese Grundfragen braucht
er Antwort, und die kann man sich nicht selbst ausdenken, sondern die Antwort muss
aus der Wahrheit selbst, muss von Gott her kommen. Christus als das Wort Gottes hat
sie uns geschenkt und gezeigt. Der Priester verkündet sie, er steht im Dienst dieser
Wahrheit. Er propagiert nicht eigene Ansichten und Meinungen, sondern er ist demütiger
Diener dessen, was uns allen gemeinsam ist und uns allen den Weg bereitet.“ Den Priestern rät Benedikt XVI. sich innerlich von dieser Wahrheit
formen zu lassen, nicht als reines „Sprachrohr“ zu funktionieren, sondern eben diese
Wahrheit, die ihr eigenes Leben geformt hat, weiterzugeben. „Das kann mit sich
bringen, daß der Priester Rufer in der Wüste ist, das heißt, daß er gegen die herrschenden
kulturellen Tendenzen steht und dass er im Widerstand gegen eingefahrene herrschende
Meinungen das verkündigen muss, was eigentlich der Weg des Menschen ist. Und dabei
ist dann wichtig, wie ich schon sagte, dass der Priester durch sein Leben selbst zeigt,
dass er von der Wahrheit ergriffen ist, dass er nicht sich propagiert, sondern sich
von ihr ständig neu kritisieren und umformen lässt, und durch einen Prozess der Demut
vor der Wahrheit und des Lebens in sie hineinwächst, sie glaubwürdig und vor allem
auch gegenwärtig und heute verständlich macht.“ Als Maßstab verweist
der Papst auf den heiligen Pfarrer von Ars. Er sei gerade in seiner Schlichtheit ein
Beispiel für das priesterliche Dienen.
„Er hat keine gelehrten Theorien
verkündet, aber er hat in die Wahrheit so „hinein“ gelebt, dass er sie verstanden
hat und dass er sie in ihrer Aktualität überzeugend zu den Menschen zu bringen vermochte.
Wenn wir all das bedenken, sehen wir, dass der Herr den Priestern eine große Aufgabe
anvertraut hat, hinter der sie – hinter der wir – immer wieder zurückbleiben, aber
die dadurch nicht aufhört, eine grundlegende Aufgabe für diese Welt zu sein. Jeder
Priester soll mit Herz und Mund und in der Heiligkeit seiner Lebensführung der Stimme
Ausdruck geben, auf die wir warten, nämlich der Stimme des Guten Hirten Jesus Christus.
Das priesterliche Lehren ist eine prophetische Aufgabe, die den Menschen die lebendige
Wahrheit Gottes zu Gehör bringt und ihm hilft, das wahre Leben und die wahre Wirklichkeit
zu erkennen.“
Heiligen Die priesterliche Aufgabe
des Heiligens wirft zunächst die Frage auf: Was heißt eigentlich heilig? Die Heiligkeit
ist eine besondere Eigenschaft Gottes, so Benedikt XVI., er ist die absolute Wahrheit
und Güte, Liebe und Schönheit. Jemanden zu heiligen, bedeute, ihn zu verwandeln -
durch den Kontakt mit dem Licht, der Wahrheit und der reinen Liebe Gottes. „Wie
bringt man den Mensachen in Kontakt mit Gott? Gott hat es selbst getan. Er ist Mensch
geworden und in Christus berühren sich Menschsein und Gottsein, und er hat in dem
priesterlichen Dienst den Auftrag weitergegeben, den Menschen durch die Sakramente
in Berührung mit ihm zu bringen, so wie sein Wort uns natürlich auch in Berührung
mit der Wahrheit, mit ihm selber bringt. Die Mission der Jünger Jesu begann damit,
dass er sie zunächst in seine heiligende Nähe rief. Dieser Ruf setzt sich in der Geschichte
fort, der Herr ruft uns in seine Nähe, damit wir von ihm gleichsam angesteckt werden
und er beruft dann dazu Priester als Vermittler der Heiligkeit Gottes in den Sakramenten.
Sie sind berufen weiterzugeben, was nicht von ihnen kommt, sondern was der Herr schenkt.“ Im
Mittelpunkt des Heiligungsdienstes stehe, so der Papst, die Eucharistie.
„Hier
will Jesus bei uns bleiben, in uns leben, sich uns schenken. Er will als der erbarmende
und nahe Gott in der Wirklichkeit der Menschen zugegen sein. So sind Wort und Sakrament
untrennbar, das Wort, das uns die Wahrheit aufgehen lässt, das Sakrament, in dem der
Herr nicht nur Worte, sondern auch sich selbst gibt und sich leibhaftig auf uns zubewegt,
uns in sein Geheimnis hineinzieht, in das Mitsein mit Gott, und nur in diesem Mitsein
mit Gott werden wir Bilder Gottes und werden wir wahre Menschen.“ Leiten Die
dritte Aufgabe: Das Leiten. Der Priester schließlich als Leiter und als Autorität
sollte allein Jesus Christus als seinen Orientierungsmaßstab haben. So wie Christus
die Menschen leite, müsse auch der Priester leiten, ihm habe Christus einen Teil seiner
Herde anvertraut. Der Begriff der Autorität ist durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts,
die geprägt waren von willkürlicher Macht und erzwungenem Gehorsam, diskreditiert
worden. Darum konkretisiert der Papst:
„Wenn hingegen der Priester im
Namen Christi und der Kirche die Gläubigen leitet, dann geht es nicht um ein Herrschen
und um ein Durchstzen seines eigenen Willens oder irgendeiner Ideologie, sondern dann
sollte es ein Dienen sein, das gerade die Freiheit der Menschen, ihre innere Würde
zum Ziel hat, indem es sie zu Gott hinführt und so zu sich selber bringt. Der Priester
dieser Aufgebe der Autorität, die nicht aus eigenem, sondern von der Gnade des Herrn
herkommt, nur gerecht werden, wenn er gelernt hat, sich selber in seinem Leben von
Gott leiten zu lassen, wenn er nicht einfach tut, was er möchte, sondern innerlich
dadurch frei wird, dass er sich Gott in die Hände gibt, dass er aus der Freundschaft
zu Christus, aus der Liebe zu Ihm und aus der Liebe so zur Wahrheit lebt.“ Jeden
Tag müsse der Priester sein Leben von Christus her orientieren lassen, es aus der
Beziehung zu Christus formen und so Orientierung bekommen
„dann wird er
auch merken, dass es trotz aller Mühsale und großen Schwierigkeiten, die es gibt,
keinen schöneren und fruchtbareren Lebensinhalt gibt, als den Menschen Gott zu zeigen,
als die Menschen zum Eigentlichen hinzuführen, als sie in die Gemeinschaft mit Christus
und so in die Gemeinschaft mit der ewigen Liebe und damit auch das rechte Ziel ihres
Lebens zu geben. “ (rv 11.06.2010 tb)