2010-06-10 10:52:06

Kardinal Scherer: „Zölibatsdebatte wird nie enden“


RealAudioMP3 Der brasilianische Kardinal Odilo Scherer zieht eine sehr positive Bilanz des Priesterjahres, das am Freitag zu Ende geht: Es habe vielen Priestern in aller Welt wieder neu vor Augen geführt, was ihre Berufung ausmacht. Das unterstrich Scherer, der Benediktiner und Erzbischof von Sao Paolo ist, im Gespräch mit Radio Vatikan. Zu den Missbrauchsskandalen, die es auch in der brasilianischen Kirche gegeben hat, meinte der Kardinal:
„Ja, ausgerechnet während des Priesterjahres ist es zum Skandal gekommen! Das sind vielleicht die Wege, wodurch Gott uns geführt hat: Das Priesterjahr sollte eigentlich ein gutes Bild der Priester zeichnen, und es ist ausgerechnet durch Skandale (bzw. durch die Verbreitung von Skandalen) dazu gekommen, dass die Kirche sich damit beschäftigt hat. Ich möchte sagen: Es brauchte eine Reinigung, eine wirkliche „askesis“ von Priestern und von der Kirche selbst – so dass wir uns jetzt am Ende des Priesterjahres vielleicht mehr dessen besinnen, was wichtig ist für Priester und was Priester nicht tun und nicht sein sollen.“

Kandidaten für das Priesteramt rät Kardinal Scherer, sich „erst einmal Zeit zu lassen, zu beten und nachzudenken“ – u.a. darüber, ob sie die Zölibatsverpflichtung wirklich „freiwillig“ übernehmen. Zur Debatte um die Ehelosigkeit der Priester meint Scherer:

„Ich würde sagen: Nicht wegen des Zölibats ist das Priesterbild in der Krise. Das Priesterbild gerät eher dann in die Krise, wenn Priester nicht das tun, was sie tun sollen in der Kirche! Den Zölibat werden wohl nicht alle Menschen verstehen oder wahrnehmen – das skandalisiert schon seit dem Beginn der Kirche, seit der Zeit der Apostel. Da werden wir nichts ändern können: Da werden wir ohne Ende debattieren, ohne Ergebnis... Das gehört zum Evangelium – es ist ein Zeichen für das Reich Gottes.“
 
Nicht äußern wollte sich Scherer zu der Frage, ob Jerzy Popieluszko nicht ein „moderner Patron der Priester“ wäre. Der polnische Geistliche war am letzten Sonntag in Warschau selig gesprochen worden; der kommunistische Geheimdienst hatte den „Solidarnosc“-Priester 1984 ermordet. Als Patron der Priester war ursprünglich der Pfarrer von Ars, Jean-Marie Vianney, im Gespräch. Der Papst entschied sich im letzten Augenblick aber um und will einen anderen benennen. Das gab der Vatikan an diesem Donnerstag bekannt.

In unserem Audio-Angebot können Sie das ganze Interview mit Kardinal Scherer hören.

(rv 10.06.2010 sk/pr)







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