2010-06-09 14:32:28

Sudan: Wendepunkt bei Friedensgesprächen?


RealAudioMP3 Darfur – dieser Name steht für einen der blutigsten, aber leider auch am wenigsten beachteten Dauerkonflikte auf dem afrikanischen Kontinent. Allein im letzten Monat sind in der westlichen Region des Sudan nach UN-Angaben 600 Menschen zu Tode gekommen, in Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen. Nach sieben Jahren Krieg hat man im Sultanat von Qatar die Hoffnung auf eine friedliche Lösung im Sudan trotz allem noch nicht aufgegeben. In Doha sind Vertreter fast aller Rebellengruppen und der Regierung zu Friedensgesprächen zusammengekommen, als Vermittler beteiligt ist auch die katholische Gemeinschaft Sant’Egidio. Vittorio Scelzo ist Mitglied bei Sant’Egidio und schildert gegenüber Radio Vatikan den aktuellen Stand der Vermittlungen.
 
„Die Situation im Sudan ist sehr komplex. Wir stehen an einem entscheidenden Punkt, und zwar vor dem Referendum über die Unabhängigkeit des Südens des Landes, das im Januar 2011 abgehalten werden wird. Alle Karten werden neu gemischt. Es ist ein schwieriger Moment, in dem alle Allianzen sich ändern und in dem das Gleichgewicht der ganzen Region in Gefahr ist. Deswegen brauchen wir ein großes Engagement der internationalen Gemeinschaft. Selbstverständlich dürfen uns die Zusammenstöße nicht dazu verleiten, zu denken, dass es keine Lösung durch Verhandlungen mehr geben könne.“
 
Auch die an den Sudan angrenzenden Länder seien von den Entwicklungen in Darfur abhängig, so Scelzo.
 
„Besonders weil zwischen Darfur, Sudan, Dem Tschad und der Zentralafrikanischen Republik die Verbindungen besonders schwach sind, aber die Bevölkerungen sich sehr stark mischen: die Probleme des Tschad beeinflussen den Sudan und dann wieder zurück den Tschad. Die positive Botschaft der vergangenen Monate ist, dass es eine erneute Annährung gibt, eine Klärung der Positionen der Regierungen in Karthoum im Sudan und `Ndjamena im Tschad. Die Ergebnisse der letzten Wochen und Tage sind der Flexibilität der internationalen Allianzen der Beteiligten zu verdanken.“
 
Eine mögliche Belastung für die Friedensgespräche könnte der internationale Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Omar al-Bashir sein, so der Sant’Egidio-Sprecher. Al-Bashir war vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag des Völkermordes angeklagt worden.
 
„Die persönliche Situation von Präsident al-Bashir ist sicherlich nur ein Problem, das auf dem Tisch liegt. Es werden ja auch einige Rebellenführer vor demselben Gerichtshof verklagt. Aber das allgemeine Bild ist ein politisches, in das sich die jüngsten Wahlen im Sudan mit ihrem Druck auf das Referendum um die Unabhängigkeit des Südens einfügen. Das wird wirklich der entscheidende Moment in der Geschichte des Sudans sein.“ 
(rv 9.6.2010 ord) 







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