2010-06-06 10:50:49

Vatikan/Nahost: Glaube und Kirche in der Wiege des Christentums


Papst Benedikt hat an diesem Sonntag zum Abschluss der Messe der Kirche das sogenannte Instrumentum Laboris für die Bischofssynode zum Nahen Osten im Oktober dieses Jahres übergeben. Bei dem Dokument handelt es sich um einen Vorbereitungstext, der durch die Auswertung vieler Fragebögen und Eingaben erstellt wurde. Er ist etwa 40 Seiten lang und in Arabisch, Englisch, Französisch und Italienisch erschienen. Wir stellen ihnen das Dokument vor:

Das Instrumentum Laboris nennt zwei Ziele der Bischofssynode. Zum einen soll es um die Stärkung der christlichen Identität gehen, zum anderen die Gemeinschaft zwischen den Kirchen zu stärken.
Der Sekretär der Bischofssynode, Erzbischof Nikola Eterović, erinnert im Vorwort daran, dass die Situation der Christen im Nahen Osten ähnlich der sei, der die junge Kirche im römischen Reich gegenüberstand. Und so ruft das Dokument dazu auf, den christlichen Glauben im Angesicht oft widriger Umstände zu leben. Ein Problem dabei sei die Bekehrung zum Christentum bei gleichzeitiger Abkehr vom Islam: viele Moslems sähen das als Frucht eines Proselytismus, und das Dokument betont seine Ablehnung dieser Bekehrungsweise. Es müsse um echten Glauben und individuelle Entscheidungen aus Berufung gehen. Als ein weiteres Problem nennt der Text den stärker werdende islamische Fundamentalismus, der eine Gefahr für Christen, Juden und auch Moslems sei.
Ein weiterer Schwerpunkt des Instrumentum Laboris liegt auf der Gemeinschaft der Kirchen. Es ruft die Christen dazu auf, sich nicht nur als Mitglieder ihrer Einzelkirche, sondern als Mitglieder der einen weltweiten Kirche zu verstehen. Dazu sollen auch gemeinsam gefeierte Sakramente gehören, etwa der Beichte oder der Eucharistie. Zwei schmerzhafte Punkte werden in diesem Zusammenhang ebenfalls angesprochen: die immer noch verschiedenen Ostertermine und die gemeinsame Verwaltung der Heiligen Stätten in Jerusalem.
Gemeinsamkeiten benennt das Dokument auch mit den nichtchristlichen Religionen, der interreligiöse Dialog sei essenziell und nicht eine Sache der Mode. Die Christen müssten, wie im Zweiten Vatikanischen Konzil vorgesehen, Gespräche mit Judentum und dem Islam und gemeinsame Gespräche zu dritt führen. Nur so könne man sich wirkungsvoll für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit einsetzen. Das Christentum müsse aus den Ghettos heraus, in das sie das Minderheitendasein oftmals hineinführe, und sich als genuinen Teil des Volkes verstehen.
Zum Abschluss geht der Text noch einmal auf die äußeren Umstände ein, unter denen das Christentum im Nahen Osten lebt. Über Jahrzehnte habe der Israelisch-palestinensische Konflikt, die Missachtung internationalen Rechts und der Menschenrechte und der Egoismus der Großmächte diese Region der Welt destabilisiert, eine Spirale der Gewalt sei das Ergebnis. Viele christliche Kirchen bluteten aus, weil Christen ihre Heimat verließen. Das Dokument ruft sie dazu auf, in dieser Heimat Zeugnis abzulegen, aber gleichzeitig wendet es sich auch an die weltweite Kirche, diesen Teil des Christentums nicht zu vergessen. Die Kirche im Mittleren Osten ist nicht nur etwas für diese Region, sie betrifft die ganze Kirche.
(rv 6.6.2010 ord)







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