2010-06-06 14:23:27

Polen: Priester Popieluszko seliggesprochen


Fast 26 Jahre nach seiner Ermordung durch den kommunistischen Geheimdienst ist der polnische Priester Jerzy Popieluszko seliggesprochen worden. Die Zeremonie nahm am Sonntag, 6. Juni, in Warschau der Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Erzbischof Angelo Amato, vor. Rund 250.000 Gläubige nahmen bei strahlendem Sonnenschein an dem feierlichen Gottesdienst auf dem Pilsudski-Platz im Stadtzentrum teil. Unter ihnen war die 100-jährige Mutter Popieluszkos, aber auch rund 100 Bischöfe und die höchsten Politiker des Landes. In dem von Amato verlesenen Seligsprechungsdekret von Papst Benedikt XVI. heißt es, Popieluszko habe „beharrlich und unermüdlich Zeugnis von Christus“ abgelegt. Zum kirchlichen Gedenktag des neuen Seligen bestimmte Benedikt XVI. den 19. Oktober, den Todestag Popieluszkos. Er gilt als Symbolfigur des kirchlichen Widerstands gegen die einstigen kommunistischen Machthaber in Warschau. In seinen Predigten prangerte er die Menschenrechtsverletzungen des Regimes an und unterstützte die verbotene Gewerkschaft und Freiheitsbewegung Solidarnosc.



100-jährige Mutter mit dabei

Besondere Aufmerksamkeit bei der Feier fand die Mutter des neuen Seligen, Marianna Popieluszko. Amato hieß sie eigens willkommen und sprach mehrere Minuten mit ihr. Die Altarbühne war mit Popieluszkos Leitspruch „Besiege das Böse durch das Gute“ geschmückt. Nach dem Gottesdienst soll eine Reliquie Popieluszkos mit einer zwölf Kilometer langen Prozession zur Nationalkirche „Tempel der Göttlichen Vorsehung“ im Außenbezirk Wilanow überführt werden. Unter den Gästen waren auch der Präsident des Europaparlaments, Jerzy Buzek, und der Solidarnosc-Gründer und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa. Auch alle polnischen Spitzenpolitiker wohnten der Zeremonie bei, darunter das kommissarische Staatsoberhaupt Bronislaw Komorowski, Ministerpräsident Donald Tusk und Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski. Popieluszko wurde 1984 von Agenten des kommunistischen Geheimdienstes entführt und ermordet. Der Mord an dem 37-Jährigen verstärkte den Widerstand der Bevölkerung gegen das Regime und trug damit zum Fall des Kommunismus fünf Jahre später bei. In Polen wird Popieluszko schon lange als Nationalheld verehrt. Bereits mehr als 18 Millionen Menschen besuchten nach einer offiziellen Schätzung der Kirche sein Grab in Warschau.



(kipa 06.06.2010 mc)








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