Das Fernsehen hat keine Schuld an dem schlechten Image der Kirche. Zu diesem Urteil
kommt der Chefredakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Peter Frey. Stattdessen
sei die aktuelle Krise in einer mangelnden Kommunikationsfähigkeit der Kirche mitbegründet,
so der Journalist am Freitag beim 17. Europäischen Festival für religiöse TV-Programme
in Berlin. Die Krise sei hausgemacht. Der Chefredakteur nannte verschiedene Beispiele
für Kommunikationsschwächen: Bischöfe empfänden „die Journalisten als natürliche Feinde“,
Kardinäle täten kritische Berichterstattung als „Geschwätz“ und Kampagnenjournalismus
ab, kirchliche Gremien kreisten um sich selbst und vergäßen die Fragen der Menschen.
Das alles mache es nicht einfacher, die Kirche im Fernsehen darzustellen. Kirche und
Religion sollten seiner Ansicht nach im Fernsehen stärker erzählerisch oder unterhaltend
als abstrakt und starr vermittelt werden. „Zuschauer lieben Geschichten. Und das Fernsehen
als Erzählmedium ist dafür gut geeignet.“ Der ZDF-Chef verwies auf die Beliebtheit
von Unterhaltungssendungen bei den Fernsehzuschauern. Sie vermittelten - trotz aller
Zuspitzung – mit spannend erzählten Geschichten Kenntnisse über Glaubensfragen. Dieses
Muster, so Frey, „könnte sich für eine differenziertere Vermittlung von Religion anbieten“.
Die Religionen sollten den Trend zur erzählerischen Vermittlung nutzen und weniger
auf die „herkömmliche Verfilmung religiöser Texte“ setzen, meinte Frey. Der Zuschauer
interessiere sich für aktuelle, gelebte und überzeugende Glaubenspraxis, nicht für
abstrakte Lehrgebäude und starre Dogmen. Frey ist selbst Mitglied des Zentralkomitees
der deutschen Katholiken (ZdK).