Schweiz: Bischöfe legen Zahlen zu Missbrauchsfällen vor
Die Schweizer Bischofskonferenz hat zum ersten Mal eine Statistik zum sexuellen Missbrauch
in den Bistümern des Landes vorgelegt. Zwischen Januar und Mai 2010 wurden 104 Opfer
und 72 Täter bekannt, wie die Bischöfe zum Abschluss ihrer Vollversammlung im Kloster
Einsiedeln am Mittwoch mitteilten. Neun der 2010 gemeldeten Missbrauchsfälle seien
nach 1990 begangen worden. Bei den in den vergangenen 60 Jahren verzeichneten Fällen
waren zum Zeitpunkt der sexuellen Übergriffe 11 Kinder unter 12 Jahren, 15 weibliche
und 61 männliche Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren, 12 erwachsene Frauen und 5
erwachsene Männer. Die Meldungen über 101 der 104 Opfer betreffen die Deutschschweiz.
In der Westschweiz war das Thema der sexuellen Übergriffe in der Seelsorge bereits
2008 intensiv in die Öffentlichkeit gelangt, so dass damals alleine im Bistum Lausanne-Genf-Freiburg
30 Meldungen verzeichnet wurden.
Die Schweizer Bischofskonferenz forderte
weiterhin dazu auf, Vorfälle zu melden. Opfer könnten sich an die kirchlichen Anlaufstellen
oder an kantonale Opferhilfestellen wenden. Sexuelle Übergriffe in der Seelsorge seien
nicht tolerierbar, hieß es in einer Erklärung. Den Opfern müsse Recht widerfahren
und die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, auch wenn die Übergriffe lange
Zeit zurückliegen und die Täter gestorben sind. Die Schweizer Bischofskonferenz überprüfte
zudem ihre Richtlinien „Sexuelle Übergriffe in der Seelsorge“. Die bisherigen Maßnahmen
zur Prävention hätten sich bewährt, so das Urteil der Bischöfe. Als wesentliche Bausteine
hätten sich die diözesanen Fachgremien bewiesen, denen die Aufarbeitung der Fälle
von sexuellen Übergriffen anvertraut ist. Die Bischöfe formulierten den Richtlinien-Abschnitt
über die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden neu. Der bisher gültige Text
sei zu wenig klar und eindeutig formuliert gewesen.