Jerusalemer Bischof: Trauer über Tote der „Solidaritätsflotte“
Der Kanzler des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Weihbischof William Shomali,
hat mit Trauer auf die Nachricht von den Todesopfern beim israelischen Kapern der
internationalen „Solidaritätsflotte“ für den Gazastreifen reagiert: Die Armee hätte
sich unbedingt darum bemühen müssen, Blutvergießen zu verhindern, sagte er der Katholischen
Nachrichten-Agentur (KNA). Gewalt werde „niemals Frieden“ hervorbringen, sondern „nur
neue Gewalt“. Scharfe Kritik an dem israelischen Vorgehen gegen die internationale
„Solidaritätsflotte“ für den Gazastreifen übte auch der ehemalige Patriarch von Jerusalem,
Michel Sabbah: Schiffe mit Hilfsgütern für ein Not leidendes Gebiet gewaltsam zu stoppen
sei ein schweres Vergehen, sagte Sabbah der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA)
am Montag. Die Aktivisten hätten den Blick der Weltöffentlichkeit auf das grundlegende
Unrecht im Gazastreifen richten wollen, so Sabbah: Das Embargo gegen das von der Hamas
kontrollierte Gebiet sei ein „Verstoß gegen das Menschenrecht von 1 ½ Millionen Zivilisten,
in Würde leben zu können“. Im Gazastreifen herrsche ein humanitäre Krise in dem Sinne,
dass „die Menschen ihrer fundamentalsten Rechte wie Freiheit oder Selbstversorgung
beraubt“ würden. Statt die Bevölkerung einer „Kollektivstrafe“ zu unterwerfen, müsse
eine politische Lösung zwischen Israel, Hamas und Ägypten gefunden werden.
Israelische
Soldaten hatten das größte Schiff der internationalen Flotte mit rund 700 Menschenrechtsaktivisten
in den frühen Morgenstunden in internationalen Gewässern vor dem Gazastreifen geentert.
Dabei kam es laut Armee zu zehn Toten. Die Organisation „Freies Gaza“, welche die
Aktion organisiert, sprach zudem von mindestens 30 Verletzten. Die Armee rechtfertigte
das gewaltsame Vorgehen damit, dass die pro-palästinensischen Aktivisten auf dem Schiff
mit Messern und Eisenstangen gegen die eindringenden Soldaten vorgegangen seien. Die
Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen sei ein Bruch „internationalen Rechts“.
Der israelische Industrie- und Handelsminister Benjamin Ben-Eliezer bedauerte unterdessen
gegenüber örtlichen Medien den blutigen Ausgang der Aktion. Die Soldaten hätten jedoch
auf eine „enorme Provokation“ reagiert. Dem widersprach „Freies Gaza“-Sprecherin Audrey
Bomse: Die Besatzung der unter türkischer Flagge fahrenden "Mavi Marmara" habe der
Übernahme durch das israelische Militär ausschließlich gewaltfreien, „passiven“ Widerstand
entgegengesetzt, unterstrich sie in einer ersten Stellungnahme. Laut Medienberichten
hatten die sechs Schiffe am Sonntagabend das Tempo gedrosselt und leicht abgedreht,
um eine Konfrontation mit Israel in der Nacht zu verhindern.