Österreich: Kirche kritisiert verkürzten Arbeitsbegriff
Angesichts des am Freitag präsentierten „Frauenberichts 2010“ warnt das kirchliche
Institut für Ehe und Familie (IEF) vor einer undifferenzierten politischen und gesellschaftlichen
Debatte. Der von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek in Auftrag gegebene Bericht
operiere mit einem verkürzten Arbeitsbegriff und löse Frauen gänzlich aus familialen
Bezügen, kritisierte IEF-Direktor Günter Danhel den Bericht. Indem der Bericht Erwerbsarbeit
nur als Vollerwerbsarbeit ernst zu nehmen scheine, orientiere sich die Erhebung an
einem „männlichen Leitbild“, so Danhel gegenüber kathpress. Dass Frauen, die statistisch
gesehen „nur“ in Teilzeit arbeiten, den Rest des Tages oftmals mit unbezahlter Familien-
oder Pflegearbeit verbringen, werde in dem Bericht nicht berücksichtigt. Entsprechend
vermisst Danhel in der nun anhebenden Diskussion über den „Frauenbericht“ auch Impulse
zu einem „zukunftsträchtigen neuen Arbeitsbegriff, der auch die in und durch Familien
erbrachten Leistungen angemessen einschließt“. Gänzlich ausgeblendet bleibe bei der
bloßen Fokussierung des Berichts auf Erwerbsquoten und Einkommensniveaus auch die
Frage nach neuen Ansätzen, Familien- und Erwerbsarbeit zu verbinden. – Der Frauenanteil
an der Bevölkerung betrug 2009 rund 51 Prozent, ihre Lebenserwartung stieg seit 1999
von 80,4 auf 83 Jahre. Besonders aufgeholt haben Frauen im Bereich der Bildung: Konnten
1971 noch rund 70,4 Prozent als höchste Ausbildung nur einen Pflichtschulabschluss
vorweisen, waren es 2008 nur mehr rund 22,3 Prozent.