Emilia Galotti, der
Klassiker von Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781), ist in diesen Tagen in Rom auf
der Bühne zu sehen. Das Stück, das noch bis zum 5. Juni aufgeführt wird, ist Teil
eines Projektes rund um Lessings Drama. Radio Vatikan hat sich am Ort des Geschehens
umgesehen.
Das Teatro India könnte auch in Berlin stehen. Ein altes Fabrikgelände
für Waschpulver in der Peripherie von Rom, viel Grün um die renovierten Gebäude herum,
ein Theatersaal, eine kleine Buchhandlung, ein schattiges Café. Genau hier wird zum
ersten Mal auf italienischem Boden ein deutscher Klassiker aufgeführt: Emilia Galotti.
Marino Freschi ist Professor für deutsche Literatur an der Universität von Rom. Er
hat das Projekt Galotti, das aus einer Reihe von Vorträgen und dem Theaterstück besteht,
mit ins Leben gerufen:
„Es ist eine Kooperation zwischen dem Teatro di Roma
und der Universität. Ich war sehr überrascht, dass man Lessing dazu heraus gefischt
hat - und ich finde es sehr gut gelungen. Wir haben in diesem Jahr an der Universität
auch Kurse zu Lessing, vor allem zu Emilia Galotti, gegeben. Unsere Studenten werden
hoffentlich in diesen Tagen auch die Gelegenheit ergreifen, das Stück auf der Bühne
zu sehen.“ Emilia Galotti, ein Drama der Aufklärung. Prinz Guastalla begehrt
darin die bürgerliche Emilia Galotti und dass, obwohl sie schon mit einem Anderen
verlobt ist. Mit aller Macht versucht der Prinz die Hochzeit zu verhindern. Eine Umsetzung
getreu nach Lessing gibt es in Rom jedoch nicht. Die von Regisseur Alessandro Berdini
gezeigte Emilia ist eine Umschreibung des Stückes, es spielt in der Gegenwart, dazu
viel Musik, laszive Tanzeinlagen.
„Das ist natürlich eine Interpretation.
Was ich sehr interessant finde, ist die Eleganz der Sprache. Diese elegante, klassische
italienische Sprache – das ist das Lessingsche sozusagen, das ist wirklich, was man
von Aufklärung denkt.“ (rv 29.05.2010 kk)