Der interreligiöse
Dialog wird oft falsch verstanden. So lautet das Fazit des französischen Kardinals
Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.
Er sprach am Dienstagabend an der Päpstlichen Universität Gregoriana anlässlich der
Konferenz „Identität und Religionen“. Dabei verwies er darauf, dass das Gespräch zwischen
den Religionen von Vielen als eine Art „Psychologiespiel“ angesehen werde. Tauran
hingegen erachtet diesen Dialog als einen Reichtum für die Menschheit.
„Der
interreligiöse Dialog ist nach meiner persönlichen Erfahrung vielmehr als Gebet zu
verstehen. Dieses Gespräch ist eine persönliche spirituelle Reise. Das merkt man vor
allem dann, wenn man versucht, seinen Mitmenschen die eigene Spiritualität zu erklären.
Da sieht man, wie schwer dies uns Christen mittlerweile fällt, unseren Glauben öffentlich
zu bekunden. Wichtig ist dabei, dass man den eigenen Glauben gut kennt. Das ist die
Basis eines jeden interreligiösen Dialogs.“ Die katholische Kirche kann vom
interreligiösen Austausch viel weitergeben und gleichzeitig auch viel erhalten, fügt
der Vatikanverantwortliche für den Dialog mit anderen Religionen an.
„Jede
Religion hat eine Besonderheit. Der Islam zum Beispiel hat eine außergewöhnliche Beziehung
zum Gebet. Man denke hierbei an ihre Treue zum täglichen Gebet. Wir Katholiken hingegen
sind manchmal nicht in der Lage, in der Öffentlichkeit ein Kreuzzeichen zu machen.“ Die
Konferenz an der Gregoriana wurde vom interdisziplinären Institut der Religionen und
Kulturen organisiert. Leiter ist u.a. der deutsche Jesuitenpater Felix Körner.