Britische Geheim-Dossiers über Johannes Paul II. veröffentlicht
„Absender:
Geoffrey A. Crossley, britischer Botschafter beim Heiligen Stuhl, Rom. An: David Goodall,
Außen- und Commonwealth-Ministerium, London. 11. Oktober 1978. Betreff: Der nächste
Papst. Geheimhaltungsstufe: Vertraulich. Aktenzeichen: FCO 33/3787: Das neue
Konklave beginnt am 14. Oktober. Meiner Meinung nach ist es denkbar, dass die Kardinäle
diesmal einen jüngeren Kandidaten ins Auge fassen, der noch nicht 65 ist, ja noch
nicht einmal sechzig... In Betracht kommen: (Kardinal) Wojtyla (aus Polen) – der allerdings
nicht sehr bekannt ist. Und: die (Kardinäle) Willebrands (aus den Niederlanden) sowie
Pironio (aus Argentinien).“
Wir schreiben das Jahr 1978
– das Jahr der drei Päpste, mitten im Kalten Krieg. Johannes Paul I. ist unvermittelt
gestorben, in fünf Tagen wird sein Nachfolger auf der mittleren Loggia des Petersdomes
stehen. Die Botschaft Ihrer Majestät beim Heiligen Stuhl hat ganze Arbeit geleistet:
In ihren Analysen, wer denn der nächste Pontifex maximus sein könnte, taucht in einer
Liste mit nur wenigen „papabili“ auch ein relativ unbekannter Kardinal aus Polen auf,
Karol Wojtyla. An der Themse ist man vorbereitet, als am 16. Oktober 1978 Wojtyla
aus dem Konklave als Papst hervorgeht, und stellt sich auf politische Umwälzungen
ein.
Die Dokumente des britischen Außenministeriums, die diese Tage der Papstwahl
behandeln, sind jetzt freigegeben worden - in den Archiven von Kew Gardens in London.
In diesem „Kreuzfeuer“-Feature von Stefan v. Kempis hören Sie Auszüge aus diesen bislang
geheimen Papieren. Ein interessanter Blick in den historischen Rückspiegel...