Pfingsterklärung: Mit Diözesanverwaltung in einem Boot
Das Augsburger Bistum
bleibt in Bewegung und das sollte es auch, wenn es nach den Unterzeichnern der Pfingsterklärung
geht. Mit ihrer Erklärung rufen sie zum Neuanfang auf und fordern eine Aufklärung
der Vergangenheit in der Diözesanverwaltung. Aber, das ist den Unterzeichnern wichtig,
ihnen geht es nicht um eine reine „Mixa-Schelte“. Sie wollen mit dem Diözesanadministrator
Josef Grünwald zusammenarbeiten, stellte einer der Unterzeichner, der Krankenhausseelsorger
Pfarrer Michael Saurler, im Interview mit dem domradio klar.
„Das hört sich
so an, als wenn das unser Ziel gewesen wäre, nie und nimmer! Wir waren traurig über
die Entwicklung mit Bischof Mixa. Es gab keinen anderen Weg, aber das Ziel unserer
Pfingsterklärung ist ein anderes. Uns geht es darum, in die Zukunft zu schauen. Und
dazu muss man zuerst die Vergangenheit aufarbeiten, muss wissen, was alles schief
gegangen ist. Diesen offenen Dialog wollen wir.“ Die Pfingsterklärung, bis
Freitagnachmittag hatten sie laut Pfarrer Saurler bereits mehr als 250 Menschen unterzeichnet,
ist im Internet nachzulesen unter www.pfingsterklaerung.de. Wie konnte Walter Mixa
trotz aller Warnungen Bischof werden, fragen die Verfasser, und wörtlich heißt es:
„Welche systemimmanenten Faktoren haben dazu beigetragen, dass er sein Amt in einer
Weise wahrnehmen konnte, die nun viele Wunden und eine tiefe Spaltung im Bistum hinterlässt.“
„Also
zunächst mal fordern wir gar nicht so viel, sondern wir stellen fest, dass wir in
vielen Gemeinden auch Menschen haben, die auf der einen Seite durch die Vorgänge der
letzten Monate zutiefst erschüttert sind, aber auch viele, die sagen, so und jetzt
erst recht, das gibt es ja. Und mit denen ins Gespräch zu kommen, denen Wege zu öffnen,
aus dieser Verteidigungshaltung raus zu kommen, darum geht es. Mir geht es zuerst
um komplette Aufarbeitung, aber dann eben auch darum, aus der Verteidigungshaltung
raus zu kommen und Neuland zu begehen, das wollen wir.“ „Wir haben zu viel
Institution Kirche und zu wenig Jesus Christus.“ Dieses Zitat stammt von Erzbischof
Ludwig Schick und die Verfasser haben es in ihre Pfingsterklärung aufgenommen. Wo
zum Beispiel Änderungen denkbar seien, dazu sagte Pfarrer Saurler aus seiner persönlichen
Sicht:
„Eine breitere Beteiligung, eine Partizipation von mehr Menschen
bei den Auswahlverfahren, das war in der alten Kirche üblich, warum soll das in der
heutigen Kirche mit den heutigen Strukturen nicht auch möglich sein? In Bayern, das
ist etwas anders als im Preußischen Konkordat, ist das Domkapitel vorschlagsberechtigt
und der Papst entscheidet dann, aber es steht doch nirgends geschrieben, dass das
Domkapitel nicht auch Wege finden kann, möglichst viele Menschen zu befragen, bei
dieser Suche, bevor das Domkapitel sein Votum nach Rom gibt. Wir werden das Bischofswahlrecht
nicht von heute auf morgen ändern, das wissen wir. Aber uns geht es darum, hier neue
Wege zu gehen und ich möchte doch auch gleich sagen, dass wir im Moment das Gefühl
haben, unseren Diözesanadministrator Weihbischof Grünwald mit im Boot zu haben. Und
wir wollen ihn auch mit ins Boot nehmen.“ (domradio 22.05.2010 kk)