Metropolit Hilarion: Auch konfessionsgemischte Ehen sind Ökumene
Das Konzert war Teil
der „Tage der Kultur und der russischen Spiritualität“, die am Mittwoch und am Donnerstag
im Vatikan stattfanden. Mit dem musikalischen Höhepunkt am Donnerstagabend ging der
Besuch des Metropoliten Hilarion zu Ende. In den Gesprächen mit Vatikanvertretern
hatten beide Seiten erneut den Willen zur Ökumene bekräftigt. Vor dem Konzert verlas
der Außenamtschef des Moskauer Patriarchats ein Grußwort des Patriarchen Kirill in
italienischer Sprache. In den Jahren der Verfolgung der Kirche - zu Zeiten des russischen
Kommunismus - seien Musik und Kunst Verkünder des Evangeliums gewesen, hob Kirill
darin hervor. Dass missionarische Potential der russischen Kultur betonte Hilarion
auch in einer Pressekonferenz. Dort sagte er zu Journalisten: „In Zeiten der
Verfolgung, als die Kirche bei uns nicht frei agieren konnte, haben die Menschen dieses
Potenzial weiter getragen. Sie kannten das Christentum nicht aus der Bibel, sondern
durch Schriftsteller wie zum Beispiel die Brüder Karamasov, Bulgakov und andere. Die
ganze russische Welt steht auf einer christlichen Grundlage, das gilt auch für unsere
Kunst und Musik. Heute finden wir Kopien russischer Ikonen in katholischen und evangelischen
Kirchen in Europa. Auch russische Musik wird in katholischen Messen gespielt.” Die
Begegnung der Konfessionen finde jedoch auch zunehmend im russischen und europäischen
Alltag statt, so der Metropolit weiter. „Es gibt heute viele gemischte Ehen.
Wir treffen viele Paare, bei denen ein Teil zur orthodoxen, der andere zur katholischen
Kirche gehört. Auch das ist Ökumene, eine Ökumene, die man mit keinem Dekret regulieren
kann. Weiter kann man heute nicht mehr sagen, dass die orthodoxe Kultur in Europa
etwas Fremdes sei. In Italien zum Beispiel leben heute allein einige Millionen Orthodoxe,
darunter Rumänen, Griechen, Russen, Moldavier usw. Diese Menschen sind integrativer
Bestandteil der westeuropäischen Bevölkerung. Der kulturelle Austausch ist vor diesem
Hintergrund fundamental.“ (rv 21.05.2010 pr)