Vatikan: Papst Benedikt bringt Schwung in den Dialog
Durch die Wahl Papst Benedikts XVI. ist die Annäherung zwischen katholischer und orthodoxer
Kirche in den vergangenen Jahren begünstigt worden. Das hat der Außenstellenleiter
des russisch-orthodoxen Patriarchats, Metropolit Hilarion, bei seinem aktuellen Besuch
im Vatikan betont. Das katholische Kirchenoberhaupt genieße unter orthodoxen Christen
als „Verteidiger traditioneller christlicher Werte“ ein hohes Ansehen. Der katholisch-orthodoxe
Dialog darf sich nach den Worten Hilarions jedoch nicht allein auf Gespräche zwischen
Theologen beschränken. Dieser müsse vielmehr auch die normalen Gläubigen einbeziehen.
Es nütze wenig, wenn sich die Fachleute über Streitpunkte in Lehrfragen einigten,
diese Übereinkunft aber nicht vom einfachen Kirchenvolk mitgetragen werde, sagte der
Metropolit. - Der katholisch-orthodoxe Dialog hat nach den Worten von Kurienkardinal
Walter Kasper eine neue Qualität erreicht. Der Vatikan-Besuch des Moskauer Außenamtschefs
Metropolit Hilarion stelle nicht einfach nur eine „neue Etappe“ dar, sondern eröffne
eine „neue Dimension“, sagte der Präsident des päpstlichen Einheitsrates am Mittwoch
nach einer rund 45-minütigen Unterredung mit dem Repräsentanten des russisch-orthodoxen
Patriarchats. Kasper hob hervor, dass nicht nur der theologische, sondern insbesondere
auch der kulturelle Dialog zwischen beiden Kirchen von hoher Bedeutung sei. Der Unterschied
zwischen Orient und Okzident bestehe heute in erster Linie nicht in religiösen Unterschieden,
sondern in einer „kulturellen Entfremdung“, sagte Kasper. Zugleich wies er darauf
hin, dass die Gemeinschaft mit der orthodoxen Kirche nicht zu einer Nivellierung der
Unterschiede führen dürfe.