2010-05-20 10:46:47

Südafrika: Schwestern am Ball


RealAudioMP3 „Dass der traurige Menschenhandel ein Ende finde, von dem leider Millionen von Frauen und Kindern betroffen sind“: Das war die Gebetsmeinung des Papstes für diesen Monat Mai. Doch kaum ist der Mai vorbei, startet im Juni die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika – und damit der nächste große Sklavenmarkt. Zumindest befürchten das viele Ordensfrauen: Sie haben ein Netzwerk gegen Menschenhandel, Ausbeutung und Prostitution geschaffen. Eine von vielen: die Salesianerin Bernadette Sangma.

„In Südafrika sind die verwundbarsten Personen die, die vom Land kommen – die kann man leichter hereinlegen, weil sie ja kaum Zugang zu Informationen haben und häufig gar nicht lesen können. Wir befürchten also, dass vor allem Menschen vom Land das Opfer von Menschenhändlern werden – und vor allem junge Leute. Das liegt daran, dass die Regierung angeordnet hat, die Schulen während der ganzen Zeit der Weltmeisterschaft geschlossen zu halten. Die Schüler haben also die ganze Zeit frei und werden damit zu leichten Opfern.“

Die Schwestern, die beim Netzwerk mitmachen, wissen aber, dass sie während des Weltcups nicht nur in Südafrika selbst wachsam sein müssen.

„Uns ist klar, dass es auf dem Gebiet der sexuellen Ausbeutung auch Nachfrage nach Exotik gibt; also könnte es auch zu Menschenhandel nach Südafrika aus sogar sehr entlegenen Gebieten kommen – aus Osteuropa, Thailand oder einigen lateinamerikanischen Ländern.“

Schwester Bernadette, die aus Indien stammt, koordiniert das Netzwerk, dem Ordensfrauen aus fast zwanzig verschiedenen Gemeinschaften angehören. Es heißt „Talita kum“ – mit diesen Worten erweckte Jesus einmal (nach Schilderung des Markus-Evangeliums) ein totes Mädchen zum Leben. Schwester Bernadette hat eine Botschaft an alle Fußballfans:

„Ich würde ihnen gerne sagen, dass es bei der Weltmeisterschaft um das Spiel gehen sollte. Sie sollten sich doch bitte neben der Freude, die sie zu Recht am Fußball haben, nicht auch noch irgendwie auf sexuelle Ausbeutung einlassen!“

Die Bitte geht natürlich auch an die Fußballer selbst. Erst vor drei Wochen wurde bekannt, dass der französische Top-Spieler Frank Ribéry zu den Kunden einer nordafrikanischen Prostituierten gehörte: Offenbar ließ er die Minderjährige auch ins Trainingslager einfliegen, wenn er im Ausland spielte.

„Wenn die Fans und natürlich die Spieler sich nicht auf sexuelle Ausbeutung einlassen würden, dann wäre schon 95 Prozent aller Präventionsarbeit geleistet! Und sie würden sich nicht zu Komplizen machen, wenn so vielen Menschen Leid zugefügt wird.“

Ribéry wurde übrigens vom französischen Teamchef Domenech trotz des Skandals für die WM am Kap nominiert.

(rv 20.05.2010 sk)


 







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