„Dass der traurige
Menschenhandel ein Ende finde, von dem leider Millionen von Frauen und Kindern betroffen
sind“: Das war die Gebetsmeinung des Papstes für diesen Monat Mai. Doch kaum ist der
Mai vorbei, startet im Juni die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika – und damit
der nächste große Sklavenmarkt. Zumindest befürchten das viele Ordensfrauen: Sie haben
ein Netzwerk gegen Menschenhandel, Ausbeutung und Prostitution geschaffen. Eine von
vielen: die Salesianerin Bernadette Sangma.
„In Südafrika sind die verwundbarsten
Personen die, die vom Land kommen – die kann man leichter hereinlegen, weil sie ja
kaum Zugang zu Informationen haben und häufig gar nicht lesen können. Wir befürchten
also, dass vor allem Menschen vom Land das Opfer von Menschenhändlern werden – und
vor allem junge Leute. Das liegt daran, dass die Regierung angeordnet hat, die Schulen
während der ganzen Zeit der Weltmeisterschaft geschlossen zu halten. Die Schüler haben
also die ganze Zeit frei und werden damit zu leichten Opfern.“
Die Schwestern,
die beim Netzwerk mitmachen, wissen aber, dass sie während des Weltcups nicht nur
in Südafrika selbst wachsam sein müssen.
„Uns ist klar, dass es auf dem
Gebiet der sexuellen Ausbeutung auch Nachfrage nach Exotik gibt; also könnte es auch
zu Menschenhandel nach Südafrika aus sogar sehr entlegenen Gebieten kommen – aus Osteuropa,
Thailand oder einigen lateinamerikanischen Ländern.“
Schwester Bernadette,
die aus Indien stammt, koordiniert das Netzwerk, dem Ordensfrauen aus fast zwanzig
verschiedenen Gemeinschaften angehören. Es heißt „Talita kum“ – mit diesen Worten
erweckte Jesus einmal (nach Schilderung des Markus-Evangeliums) ein totes Mädchen
zum Leben. Schwester Bernadette hat eine Botschaft an alle Fußballfans:
„Ich
würde ihnen gerne sagen, dass es bei der Weltmeisterschaft um das Spiel gehen sollte.
Sie sollten sich doch bitte neben der Freude, die sie zu Recht am Fußball haben, nicht
auch noch irgendwie auf sexuelle Ausbeutung einlassen!“
Die Bitte geht
natürlich auch an die Fußballer selbst. Erst vor drei Wochen wurde bekannt, dass der
französische Top-Spieler Frank Ribéry zu den Kunden einer nordafrikanischen Prostituierten
gehörte: Offenbar ließ er die Minderjährige auch ins Trainingslager einfliegen, wenn
er im Ausland spielte.
„Wenn die Fans und natürlich die Spieler sich nicht
auf sexuelle Ausbeutung einlassen würden, dann wäre schon 95 Prozent aller Präventionsarbeit
geleistet! Und sie würden sich nicht zu Komplizen machen, wenn so vielen Menschen
Leid zugefügt wird.“
Ribéry wurde übrigens vom französischen Teamchef Domenech
trotz des Skandals für die WM am Kap nominiert.