Der frühere Vatikansprecher nimmt Johannes Paul II. in Schutz. Es stimme nicht, dass
der polnische Papst das Doppelleben des mexikanischen Geistlichen Marcial Maciel gedeckt
habe. Das sagte Joaquin Navarro-Valls im Gespräch mit einer spanischen Nachrichtenagentur.
Vielmehr habe Johannes Paul selbst den kanonischen Prozess gegen den Gründer der „Legionäre
Christi“ autorisiert. Der Prozess, in dem Strafen gegen Maciel verhängt wurden, sei
kurz nach dem Tod Johannes Pauls 2005 zu Ende gegangen. Navarro erwähnt auch einen
handschriftlichen Text Maciels, in dem dieser alle Vorwürfe gegen ihn abstritt. Der
Ordensmann, dessen schwere sexuelle Verfehlungen jetzt eine Krise in den von ihm gegründeten
Gemeinschaften ausgelöst haben, ist 2008 gestorben. Vorwürfe, die in Sachen Maciel
jetzt auch gegen Johannes Paul erhoben würden, seien „objektiv und historisch falsch“,
meint Navarro. Daher sei auch der Seligsprechungsprozess für den Papst „nicht in Gefahr“.
Johannes Paul habe „nie irgendetwas blockiert oder vertuscht“; allerdings sei der
jetzige Papst Benedikt „ein weiser Papst, der auch für Fehler Verantwortung übernimmt,
von denen wir alle wissen, dass er sie gar nicht begangen hat“. Auf die Frage, ob
vielleicht der damalige Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano bestimmte Informationen
über Marcial Maciel gar nicht zu Johannes Paul habe durchkommen lassen, sagt Navarro
wörtlich: „Davon weiß ich nichts. Das einzige reale Faktum, das wir kennen, ist, dass
der kanonische Prozess gegen Maciel schon unter Johannes Paul II. begann.“