Es waren gute Tage
in München, die eine Kirche aller Generationen gezeigt haben. Das sagt zum Abschluss
des Zweiten Ökumenischen Kirchentags, Erzbischof Robert Zollitsch, in München. Alt
und Jung bildeten zusammen eine lebendige, neugierige und fröhliche Gemeinschaft,
so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Das mache Mut und erinnere uns
daran, dass der Glaube viele Gesichter habe. Zollitsch:
„Es gab viele schöne
Begegnungen hier in München. Mir ist aufgefallen, dass überall wo ich war die Botschaft
durchkam, was das Gemeinsame ist und verbindet wichtig ist. Das Gemeinsame ist größer
als das, was uns trennt. Das habe ich vor allem bei dem Podium mit dem evangelischen
Präses Schneider erlebt. Wir haben gemeinsam aufgezeigt, was uns verbindet. ... Deshalb
bin ich sehr angetan, von dem, was die Veranstalter hier organisiert haben. Die Kritiken
sind eher von den Medien hochgespielt worden.“ Es habe Foren auf sehr hohem
intellektuellem Niveau gegeben, so Zollitsch weiter. Gottesdienste, Gebetsstunden
und Bibelarbeiten hätten eine lebendige und oft eindrucksvolle Spiritualität gezeigt.
Die Kirchen hätten bewiesen, wie viel sie zum gesellschaftlichen Leben beitrügen.
In einer Medienmitteilung von diesem Samstag schreibt Zollitsch:
„Wir leben
in sehr bewegten Zeiten, innerhalb wie außerhalb der Kirche. Von München geht ein
Impuls des Selbstvertrauens aus. Das Christentum gehört zu unserem Land und wird zu
seiner Zukunft beitragen. Ich verspüre durch den Ökumenischen Kirchentag einen Aufbruch
oder zumindest bei den Teilnehmenden den Willen zum Aufbruch. Wir wollen neue Wege
gehen, wir wollen unser Zeugnis geben. In München haben wir gespürt, dass allen Stürmen
zum Trotz wir als Kirche sprachfähig sind, dass wir viel zu sagen haben und dass unsere
Erfahrung den Menschen hilft.“ Und weiter fügt er hinzu: „Wir brauchen
keine Ökumene mit verschiedenen Geschwindigkeiten, wir brauchen eine Ökumene, in der
alle Partner mit der gleichen Geschwindigkeit und im gleichen Gang fahren. Ich denke,
wir sind auf einem guten Weg zwischen Protestanten und Katholiken. Aber die gestrige
Mahlfeier mit gesegnetem Brot in der Münchner Innenstadt, zu der uns die Orthodoxen
eingeladen haben, hat gezeigt, dass wir auch die Orthodoxie in der Ökumene der gleichen
Geschwindigkeit nicht außer Acht lassen dürfen. Wir haben offene Fragen, aber München
hat uns vor Augen geführt, dass wir gut an den Fragen arbeiten. Auf der Ebene der
Kirchenleitungen geschieht das ja immer wieder. Aber ich habe es besonders als Bereicherung
empfunden, dieses Gespräch mit allen Christinnen und Christen zu führen. Das ist für
uns eine gute Vergewisserung. Ich habe in München erfahren, dass die Ökumene lebt
und keiner – von so vielen heraufbeschworenen – Eiszeit ausgesetzt ist. Hier war Ökumene
lebendig und zwar so lebendig, dass man – nach manchen Enttäuschungen der Vergangenheit
auf allen Seiten – auch mutig und hoffnungsvoll nach vorne schauen darf.“ Die
Missbrauchskrise habe an verschiedenen Stellen immer wieder den ÖKT geprägt. Aber
sie sei nicht „die graue Wolke“ gewesen, die die Sonne des Kirchentags habe verblassen
lassen.
„Ja, es war gut, dass wir uns in der Krise gemeinsam auf unsere
Verantwortung besonnen haben. Wir wollten uns hier in München ganz bewusst dem Thema
stellen. Dazu haben einige Veranstaltungen beigetragen. Wir arbeiten als katholische
Kirche mit Nachdruck an der Aufarbeitung dieser Krise. Das braucht Zeit. Mich hat
der ÖKT angespornt, auf diesem Weg weiterzumachen.“ (rv/pm 15.05.2010 mg)