Musik, Schmankerl
und ökumenischer Dialog: Mit einem farbenfrohen Straßenfest haben rund 300.000 Menschen
am Mittwochabend in der Münchner Innenstadt den Auftakt des 2. Ökumenischen Kirchentags
gefeiert. Unsere Kirchentags-Korrespondentin Antje Dechert war dabei:
Mit
reichlich Blasmusik und einem herzlichen „Grüß Gott“ hieß München die ÖKT-Besucher
willkommen. Jugendgruppen, Familien wie Senioren aus der ganzen Bundesrepublik und
dem Ausland drängten sich am Mittwochabend zwischen Stachus und Marienplatz und auf
dem Münchner Altstadtring.
„Wir kommen aus Berlin. Aus Wien. Wir
kommen aus Frankfurt. Wir kommen aus Jever. Das ist ganz im Norden.“
Beliebtes
Accessoire: der orange ÖKT-Schal mit dem weiß aufgedruckten Schriftzug „Damit Ihr
Hoffnung habt“, dem Motto des Kirchentags. Eine tolle Stimmung, findet diese Franziskanerin:
„Es
sind viele Leute da, es ist sehr bunt. Unterschiedliche Musik, verschiedene Dinge,
die man essen kann und viele Eindrücke.
Ich freue mich sehr, dass alle
Wettervorhersagen gesagt haben, heute gibt es ein Riesengewitter und dass vorhin die
Sonne kam. Rechtzeitig zum Eröffnungsabend dieses schönen Ökumenischen Kirchentages.
Das finde ich schon eine Glanzleistung.
Wir haben viel Hoffnung, dass
es ein sehr schöner Kirchentag wird. Der Anfang war schon sehr schön.“
An
dreizehn Bühnen gab es Theater, Kleinkunst und Musik – teilweise auch zum selber machen.
Zum Beispiel beim Stand der Behinderteneinrichtung Herzogsägmühle aus Weilheim:
„Wir
machen Rhythmuskreise, da kann jeder mitmachen. Das macht viel Spaß. Das fördert Gemeinschaft,
ist gut fürs Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir haben Instrumente verteilt auf den Stühlen.
Da kann sich jeder hinsetzen, etwas aussuchen und dann geht’s einfach los.“
Rund
400 kirchliche Gemeinden und Organisationen aus der Gastgeberregion Bayern präsentierten
sich auf dem „Abend der Begegnung“: evangelisch, katholisch, orthodox und freikirchlich.
So zeigte sich gleich zu Beginn die ökumenische und programmatische Vielfalt des Kirchentags.
Auch in kulinarischer Hinsicht wurde den Besuchern allerhand geboten:
„Schupfnudeln
mit Sauerkraut: Den Bavarian Döner, das ist mit Schweinefleisch natürlich und dann
mit Kraut und verschiedenen Soßen. Wir kommen aus München, das Erziehungshilfezentrum
Adelgundenheim. Wir bilden junge Frauen in der Hauswirtschaft aus und haben Roggenfladen
mit Rauchfleisch und einen Birnenbrotkuchen dabei.“
Mit 250 „Gitterbrezen“
gebacken im Gefängnis von Stadelheim machte etwa der christliche Verein Tabor aus
Altenburg auf seine Arbeit aufmerksam. Er unterstützt ehemalige Häftlinge bei der
Reintegration:
„Wir haben sie Gitterbrezen genannt, um auf das Gitter
aufmerksam zu machen, das zwischen den Menschen draußen und den Menschen hinter Gittern
bestehen. Unser Ziel ist, solche Gitter, solche Mauern abzubauen und Menschen darauf
aufmerksam zu machen, das hier draußen nicht nur die Guten und drinnen nicht nur die
Schlechten sind, sondern, dass das durchaus gemischt ist und dass die Gesellschaft
wieder ein bisschen durchlässiger, verständnisvoller wird.“
Nicht nur
der ökumenische, sondern auch der interreligiöse Dialog wird beim 2. ÖKT groß geschrieben.
Mit gefeiert hat den Abend der Begegnung etwa auch die liberale jüdische Gemeinde
in München, Beth Shalom:
„Es macht einfach Spaß. Ich finde es toll, dass
so viele Leute an unseren Stand kommen und sich dafür interessieren, dass es ein liberales
Judentum in München gibt. Und ich hätte nie gedacht, dass das Interesse dermaßen riesig
ist. Also wir sind hier im Dauergespräch seit drei Stunden.“
Offene Gespräche
und Diskussionen für eine künftig noch stärkere Ökumene – das ist es, was viele Christen
sich von dem Münchner Kirchentag erhoffen:
„Dass das, was hier als Leben,
als lebendiges Miteinander hier sehr deutlich sichtbar ist und sichtbar sein wird
– das weiß ich von anderen Kirchentagen – dass das auch ein bisschen ins normale Leben
hinüberschwappt. Das ist die Hoffnung, die ich habe.“
Besinnlicher Ausklang
des Abends war eine große Kerzen-Lichterkette auf dem Altstadtring. Mit einem gemeinsamen
Vaterunser und einem Segen endete der Abend der Begegnung.