So wird es sich erzählt:
Es ist der 13. Mai 1917, brennend heiße Mittagsstunde – Drei Hirtenkinder, sie heißen
Lucia, Francesco und Giacinta. Sie spielen auf einem kleinen Hügel der Cova von Iria.
Plötzlich lässt ein Blitz sie innehalten. Sie rufen ihre Herde zusammen. Mitten in
der Cova, der Senke, sehen sie über einer der alten Steineichen wieder einen Blitz.
Ganz in weiß, strahlender als die Sonne, ist vor ihnen eine Frau. Die erste Erscheinung
der Gottesmutter. An diesem Donnerstag ist der Wallfahrtsort kaum wiederzuerkennen.
Mehr als 300.000 Menschen sind nach Angaben des Vatikans gekommen, um Benedikt XVI.
zu begrüßen. Ein Meer aus wehenden grünen Fähnchen. „Viva il Papa“-Rufe schallen dem
Papst in seinem Papamobil entgegen. Die Marienerscheinung – sie hat sie alle an diesem
Ort zusammengebracht.
„Liebe Schwestern und Brüder, auch ich bin
als Pilger nach Fatima gekommen, zu diesem Haus, das Maria in modernen Zeiten gewählt
hat, um zu uns zu sprechen. Ich bin nach Fatima gekommen, um mich an der Gegenwart
Mariens und ihres mütterlichen Schutzes zu erfreuen, am heutigen Tag ist die pilgernde
Kirche an diesem Ort zusammengekommen, das alles durch den Willen ihres Sohnes
[…]. Ich bin nach Fatima gekommen, um zu beten, mit Maria und mit so vielen Pilgern,
für unsere Menschheit, die von Not und Leid heimgesucht ist.“
So Benedikt
XVI. zu der Menschenmenge in seiner Predigt. Genau zehn Jahre ist es jetzt her, dass
Johannes Paul II. zwei der Seherkinder von Fatima seliggesprochen hatte. Das Jubiläum
ist Anlass für Benedikts Besuch hier in Fatima. Der Papst zitiert in seiner Predigt
die Seherkinder, Giacinta und Francesco, wie sie von ihren Erlebnissen berichten.
„Brüder,
beim Hören dieser unschuldigen und doch so tiefen mystischen Vertrautheiten der Hirtenkinder,
könnte jemand sie fast mit etwas Neid betrachten, oder mit der enttäuschten Resignation
derer, die nicht das gleiche Glück hatten, und weiter danach verlangt zu Sehen. Jenen
sagt der Papst wie Jesus: „Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht
Gottes.“ Die Schrift lädt uns ein zu glauben: „Selig sind, die nicht sehen und doch
glauben.““
Die Hirtenkinder seien Beispiel und Ansporn, so Benedikt XVI.
Sie hätten aus ihrem Leben eine Gabe für Gott und ein Teilen mit den anderen aus der
Liebe Gottes gemacht. Nur mit dieser Liebe der Brüderlichkeit und des Teilens werde
es gelingen die Zivilisation der Liebe und des Friedens aufzubauen, meint der Papst.
Er erinnerte an das Übel.
„Wer glauben würde, dass die prophetische
Mission Fatimas beendet werde, gäbe sich einer Illusion hin. Hier lebt wieder neu
der Plan Gottes auf, der die Menschheit seit ihren Anfängen befragt: „Wo ist dein
Bruder Abel? […] Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden.“ Als die menschlichen
Familie bereit war, ihre heiligsten Verbindungen auf dem Altar des Egoismus von Nationen,
Rassen, Gruppen, Individuen zu opfern, ist unsere gebenedeite Mutter vom Himmel gekommen,
sich anbietend die Liebe Gottes, die in ihr brennt, in die Herzen all derer zu verpflanzen,
die sich ihr anvertrauen. […] Mögen diese sieben Jahre, die uns noch vom hundertjährigen
Jubiläum der Erscheinungen trennen, den vorverkündeten Triumph des unbefleckten Herzens
Mariens zur Ehre der Allerheiligsten Dreifaltigkeit vorantreiben.““
Traditionell
ist Fatima auch ein Wallfahrtsort für kranke Pilger. An sie wandte sich Benedikt XVI.
ganz besonders, er sprach ihnen Mut zu.
„Schritt für Schritt, wenn
Du Dein Kreuz umarmst und Dich geistlich mit meinem Kreuz vereinst, wird sich Deinen
Augen der heilbringende Sinn des Leids eröffnen. Du wirst im Leiden den inneren Frieden
und schließlich die geistliche Freude finden. Liebe Kranke, nehmt diesen Ruf Jesu
an.“
Ein Gruß von Fatima-Pilger zu Fatima-Pilger: Zum Abschluss der
Messe grüßte Benedikt XVI. die versammelte Pilgerschar, auf Deutsch sagte er:
„Ganz
herzlich grüße ich alle deutschsprachigen Pilger. Auch heute ruft uns die Muttergottes
hier in Fatima zum Gebet für die Bekehrung der Sünder und den Frieden in der Welt
auf. Gerne vertraue ich euch und eure Familien ihrem unbefleckten Herzen an. Maria
führe euch zu ihrem Sohn Jesus Christus.“