In der belgischen Kirche sind seit dem 23. April 270 neue Ermittlungsdossiers zu sexuellem
Missbrauch von Minderjährigen eröffnet worden. Die zuständige Kommission habe mehr
Personal erhalten, um allen Missbrauchs-Fällen rasch nachgehen zu können, teilte ihr
Leiter, der Psychiater Peter Adriaenssens, am Dienstag in Löwen mit. Am 23. April
war Bischof Roger Vangheluwe von Brügge zurückgetreten und hatte sexuellen Missbrauch
eines Jugendlichen eingestanden. Seither nahm die Zahl von Missbrauchs-Meldungen stark
zu. Auch bei der flämischen Telefonseelsorge „Tele-Onthaal“ gingen nach Angaben des
Fernsehsenders VRT erheblich mehr Missbrauchs-Meldungen ein als zuvor. Der Sender
erklärte, seit Vangheluwes Rücktritt habe es rund 350 Meldungen gegeben. Nach Angaben
der Zeitung „Het Nieuwsblad“ vom Dienstag räumten zuletzt drei katholische Geistliche
den Missbrauch von 40 Kindern ein. Unterdessen wurde bekannt, dass eine Aktionsgruppe
in Brügge zur traditionellen Heiligblutprozession in der belgischen Stadt für Donnerstag,
den Feiertag Christi Himmelfahrt, Proteste plant. VRT berichtete, die Gruppe habe
Eier- und Tomatenwürfe angekündigt.