2010-05-11 14:31:09

Fatimareise: Die Kraft für das Gute im Menschen


Das Geheimnis von Fatima

Es begann mit drei Kindern: Lucia dos Santos und Jacinta und Francisco Marto hatten vom 13. Mai 1917 an bis in den Oktober des Jahres hinein nahe dem portugisieschen Ort Fatima Visionen. Eine von ihnen, Lucia – später Schwester Lucia – schrieb diese Visionen 1944 auf unter der Bedingung, dass sie bis 1960 nicht veröffentlicht würden. Mehrere Päpste – Pius XII. bis Paul VI. – haben die Texte gelesen und sich entschieden, das dritte Geheimnis nicht zu veröffentlichen. 1981 – direkt nach dem Attentat auf ihn – hat sich Papst Johannes Paul die Schrift geben lassen, 2000 hat er dann alle drei Texte der sogenannten Geheimnisse von Fatima veröffentlich, gemeinsam mit einer Auslegung durch den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger.
Viel ist spekuliert worden über die Aktualität der Visionen und darüber, was sie vorhersagen: War wirklich das Attentat auf Papst Johannes Paul II. gemeint oder nicht? Hier bietet der damalige Präfekt der Glaubenskongregation eine Lesart an:

Der Sinn der Schauung ist es eben nicht, einen Film über die unabänderlich fixierte Zukunft zu zeigen. Ihr Sinn ist genau umgekehrt, die Kräfte der Veränderung hin zum Guten zu mobilisieren. Deswegen gehen fatalistische Deutungen des Geheimnisses völlig an der Sache vorbei, die zum Beispiel sagen, der Attentäter vom 13. Mai 1981 sei nun einmal ein von der Vorsehung gelenktes Werkzeug göttlichen Planens gewesen und habe daher gar nicht frei handeln können - oder was sonst an ähnlichen Ideen umläuft.“
  
Kardinal Ratzinger kommt zu diesem Schluss, indem er in seiner Interpretation die einzelnen Sprachbilder untersucht, die die Seherin beschreibt:

„Der Engel mit dem Flammenschwert zur Linken der Muttesgottes erinnert an ähnliche Bilder der Geheimen Offenbarung [des Johannes]. Es stellt die Gerichtsdrohung dar, unter der die Welt steht. Dass sie in einem Flammenmeer verbrennen könnte, erscheint heute keineswegs mehr als bloße Fantasie: Der Mensch selbst hat das Flammenschwert mit seinen Erfindungen bereitgestellt. Die Vision zeigt dann die Gegenkraft zur Macht der Zerstörung (...) den Glanz der Muttergottes, zum anderen (…) den Ruf zur Buße. Damit wird das Moment der Freiheit des Menschen ins Spiel gebracht: Die Zukunft ist keineswegs unabänderlich determiniert (…). Die ganze Schauung ergeht überhaupt nur, um die Freiheit auf den Plan zu rufen und sie ins Positive zu wenden.“
  
In seiner Auslegung identifiziert Kardinal Ratzinger die Schlüsselworte des ‚dritten Geheimnisses’: „Buße, Buße, Buße“, die richtige Antwort läge also in der von Christus selbst immer wieder eingeforderten Doppelbewegung von Umkehr und Buße.
Aber Kardinal Ratzinger geht auch auf die Bedeutung dieser Offenbarungen – Privatoffenbarungen, wie sie in der kirchlichen Sprache in Abgrenzung zur Offenbarung durch die Bibel genannt werden – ein und zitiert den Katechismus:

„Im Laufe der Jahrhunderte gab es sogenannte ‚Privatoffenbarungen’, von denen einige durch die kirchlichen Autoritäten anerkannt wurden (…) Sie sind nicht dazu da, die endgültige Offenbarung Christi zu ‚vervollkommnen’ (…), sondern sollen helfen, in einem bestimmten Zeitalter tiefer aus ihr zu leben“.
  
Es geht also um ein Tiefer-aus-dem-Glauben-leben, nicht um neue Erkenntnisse über diesen Glauben oder über Gott. Es geht vor allem um eines:

„Die Führung zum Gebet als Weg zur ‚Rettung der Seelen’ und im gleichen Sinn der Hinweis auf Buße und Bekehrung.“
„Ich darf hier eine persönliche Erinnerung einflechten: In einem Gespräch mit mir hat Schwester Lucia gesagt, ihr werde immer mehr deutlich, dass das Ziel der ganzen Erscheinung gewesen sei, mehr in Glaube, Hoffnung und Liebe einzuüben – alles andere sei nur Hinführung dazu.“ 
(rv/dbk 4.5.2010 ord)







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