Die Katholische Kirche
und das Dritte Reich: Das Thema ist heiß umstritten und bis heute von zahllosen Kontroversen
und Debatten gekennzeichnet. Anpassung oder Widerstand, Kollaboration oder Distanz
- das sind die Pole der Kontroversen. Besonders heftig ist der Streit um Papst Pius
XII. und den Holocaust. Aldo Parmeggiani hat Dr. Karl-Joseph Hummel, Direktor der
Kommission für Zeitgeschichte an der Forschungsstelle Bonn, gesprochen. Auf die Frage,
ob es wahr ist, dass Papst Pius XII. geschwiegen hat, obwohl er hätte reden können,
sagt er:
„Wir hatten in der Vergangenheit die Situation, dass Pius XII.
reduziert worden ist auf die Frage: Der Papst und der Holocaust. Durch die Öffnung
der vatikanischen Archive wissen wir, dass hier sehr viel mehr Perspektiven eine Rolle
spielen. Hier kann man eine letztlich gültige Antwort erst geben, wenn wir die Akten
zur Verfügung haben bis 1945 oder 1958. Aber man kann soviel bereits sagen, dass es
wahrscheinlich ein vatikanisches Konzept gegeben hat mit der Bezeichnung 'retten statt
reden'. Wenn man die vielfältigen Aktivitäten sieht, die über die Nuntiaturen unternommen
worden sind, um Juden zu retten, dann hat dieses Konzept 'retten statt reden' eben
zur Folge, dass es unterhalb der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit stattfindet und
das wäre eine Erklärung für das öffentliche, diplomatische Schweigen des Papstes.
Weil das die Voraussetzung für Rettung von Juden gewesen ist.“ (rv 09.05.2010
mc)
Hier können Sie die gesamte Sendung von Aldo Parmeggiani nachlesen und
hören.