Nur mit Ach und Krach
konnte, so wie`s aussieht, der Euro in den letzten Stunden vor dem Angriff von Spekulanten
gerettet werden. Da tut`s gut, sich daran zu erinnern, dass die EU schon so manche
Krise überstanden, ja, eigentlich sogar aus der Krise geboren ist. So war das auch
vor sechzig Jahren, als der französische Außenminister Robert Schuman eine Kohle-
und Stahlunion mit Deutschland vorschlug, aus der die heutige EU erwuchs. Yves Gazzo
leitet die Delegation der EU beim Heiligen Stuhl:
„Es war ein Moment der
großen Krise, als Schuman diesen Vorschlag machte – unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg
herrschte bei den Völkern in Europa viel Unruhe und Bitterkeit. Europa entstand also
mittelbar durch die damalige Stahlkrise. Und so ist es doch auch heute: Wenn wir auf
die Wirtschaftskrise sehen, dann ist die Idee der Solidarität heute genauso aktuell
wie vor sechzig Jahren.“
„Robert Schuman war klar, dass Europa nicht
über Nacht entstehen konnte, sondern dass das ein Prozess war“, meint Bischof
Aldo Giordano, der Vatikanvertreter am Sitz des Europarates. „Europa entstand zunächst
durch die Achse Frankreich-Deutschland, später dann aus dem Zusammenwachsen von West
und Ost – das Europa mit den zwei Lungen. Heute scheint mir die Herausforderung zu
heißen: Europa und die Welt. Aber damit Europa seinen Platz in der Weltgemeinschaft
finden kann, braucht es eine konkrete Vision, eine Idee von sich selbst. Wenn es nur
eine Institution bleibt, dann wird es nie zu Europa: Europa, das ist das Europa der
Bürger.“
Und genau hier könne das Christentum einen
Beitrag leisten, glaubt der Bischof:
„Das Christentum hat eine Vision vom
Menschen und von der Menschenwürde, von Freiheit, sozialem Frieden, Solidarität und
Brüderlichkeit. Diese Solidarität muss sich in Europa auch auf wirtschaftlicher Ebene
zeigen. Es geht um die Fähigkeit der Politiker, diese Dimension der universellen Brüderlichkeit
in konkrete Politik zu übertragen.“
Etwas langsamer, als Europa zusammenwächst,
ist derweil Robert Schuman selbst auf dem Weg zur Seligsprechung. Das Verfahren im
Bistum Metz ist schon lange abgeschlossen, jetzt liegen die Akten in Rom. Schumans
Traum von Europa spielt eine wichtige Rolle in der Diskussion über die christlichen
Wurzeln Europas; Papst Johannes Paul II. zitierte den aus Luxemburg stammenden Politiker
häufig als Beispiel für christliches Engagement im öffentlichen Leben. Allerdings
fehlt zur Seligsprechung noch die Anerkennung eines Wunders durch den 1963 verstorbenen
Schuman. Es sei denn, man will den europäischen Einigungsprozess als Wunder betrachten.
Oder gar die Rettung des Euro in den vergangenen Tagen und Nächten.... (rv 10.05.2010
sk)