2010-05-10 11:03:20

EU: Der Euro, Schuman und das Wunder


RealAudioMP3 Nur mit Ach und Krach konnte, so wie`s aussieht, der Euro in den letzten Stunden vor dem Angriff von Spekulanten gerettet werden. Da tut`s gut, sich daran zu erinnern, dass die EU schon so manche Krise überstanden, ja, eigentlich sogar aus der Krise geboren ist. So war das auch vor sechzig Jahren, als der französische Außenminister Robert Schuman eine Kohle- und Stahlunion mit Deutschland vorschlug, aus der die heutige EU erwuchs. Yves Gazzo leitet die Delegation der EU beim Heiligen Stuhl:

„Es war ein Moment der großen Krise, als Schuman diesen Vorschlag machte – unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte bei den Völkern in Europa viel Unruhe und Bitterkeit. Europa entstand also mittelbar durch die damalige Stahlkrise. Und so ist es doch auch heute: Wenn wir auf die Wirtschaftskrise sehen, dann ist die Idee der Solidarität heute genauso aktuell wie vor sechzig Jahren.“

„Robert Schuman war klar, dass Europa nicht über Nacht entstehen konnte, sondern dass das ein Prozess war“, meint Bischof Aldo Giordano, der Vatikanvertreter am Sitz des Europarates. „Europa entstand zunächst durch die Achse Frankreich-Deutschland, später dann aus dem Zusammenwachsen von West und Ost – das Europa mit den zwei Lungen. Heute scheint mir die Herausforderung zu heißen: Europa und die Welt. Aber damit Europa seinen Platz in der Weltgemeinschaft finden kann, braucht es eine konkrete Vision, eine Idee von sich selbst. Wenn es nur eine Institution bleibt, dann wird es nie zu Europa: Europa, das ist das Europa der Bürger.“

 
Und genau hier könne das Christentum einen Beitrag leisten, glaubt der Bischof:

„Das Christentum hat eine Vision vom Menschen und von der Menschenwürde, von Freiheit, sozialem Frieden, Solidarität und Brüderlichkeit. Diese Solidarität muss sich in Europa auch auf wirtschaftlicher Ebene zeigen. Es geht um die Fähigkeit der Politiker, diese Dimension der universellen Brüderlichkeit in konkrete Politik zu übertragen.“

Etwas langsamer, als Europa zusammenwächst, ist derweil Robert Schuman selbst auf dem Weg zur Seligsprechung. Das Verfahren im Bistum Metz ist schon lange abgeschlossen, jetzt liegen die Akten in Rom. Schumans Traum von Europa spielt eine wichtige Rolle in der Diskussion über die christlichen Wurzeln Europas; Papst Johannes Paul II. zitierte den aus Luxemburg stammenden Politiker häufig als Beispiel für christliches Engagement im öffentlichen Leben. Allerdings fehlt zur Seligsprechung noch die Anerkennung eines Wunders durch den 1963 verstorbenen Schuman. Es sei denn, man will den europäischen Einigungsprozess als Wunder betrachten. Oder gar die Rettung des Euro in den vergangenen Tagen und Nächten....
(rv 10.05.2010 sk)








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