Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, ruft angesichts
des Missbrauchsskandals Priester und Gläubige dazu auf, ihr Leben immer wieder neu
an der Botschaft Jesu auszurichten. Bei einer Priesterweihe in Freiburg bedauerte
der Erzbischof, dass „gerade im Jahr des Priesters die schrecklichen Verfehlungen
sichtbar wurden, die auch in der Kirche und von Priestern verübt wurden“. Dies mache
deutlich: „Es gibt für uns alle mit der Weihe keinen Automatismus, der von alleine
alles in die rechten Bahnen lenkt. Wir haben uns stets neu auszurichten am Evangelium
Jesu Christi...“ Auch Zollitschs Vorgänger im Amt des Bischofskonferenz-Vorsitzenden,
Kardinal Karl Lehmann von Mainz, sprach am Wochenende von einem Ansehensverlust, unter
dem die katholische Kirche in Deutschland zu leiden habe. Zugleich bedauerte Lehman
im „heute journal“, dass die Diskussion über den Zölibat im Zusammenhang mit der Missbrauchsdebatte
geführt werde. Er sei allerdings sicher, dass Papst Benedikt XVI. auch über den Zölibat
nachdenke.
Der Tübinger Theologe Hans Küng erneuerte am Sonntag seine grundsätzliche
Kritik an der priesterlichen Ehelosigkeit. Im Zwangszölibat kulminiere „die verklemmte
Haltung der Kirche zur Sexualität“, so der Theologe, dem Rom 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis
entzogen hatte.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner überlegt unterdessen,
sich mit einem eigenen Hirtenbrief speziell an Kinder zu wenden. Vor der Vollversammlung
des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln äusserte Meisner erneut Fassungslosigkeit
und Scham über die Vergehen von Priestern. Zum Umgang mit den Tätern meinte der Kardinal,
der erste Weg zur Therapie führe über eine Anzeige des Geschehens. Es dürfe nichts
mehr unter den Teppich gekehrt und keine „fromme Soße“ über verbrecherische Taten
gegossen werden. Der Kardinal appellierte an die Täter, ihre Opfer um Vergebung zu
bitten. Engagierte Katholiken sollten aber angesichts der jetzigen Skandale nicht
resignieren. Meisner wörtlich: „Wir dürfen jetzt nicht hocken bleiben und uns selbst
bedauern.“