Nicht nur Hardliner glauben nicht so recht an den interreligiösen Dialog mit dem Islam.
Zu unterschiedlich seien dafür die Vorstellungen von Staat und Religion. Dass es aber
Strömungen im Islam gibt, die genau diesen Dialog mit Juden und Christen wollen, das
wurde jetzt in Rom bei einer Tagung der Päpstlichen Universität „Angelicum“ deutlich.
Moa Siddiqui ist eine junge anglo-pakistianische Theologin und leitet in Glasgow das
„Center of Study of Islam“. Sie sieht den gegenwärtigen Pluralismus als Herausforderung
an, der sich bereits der Koran gestellt habe, so die Theologin bei einem Vortrag an
der Dominikaner-Uni. Es gehe vor allem um das interreligiöse Zusammenleben, Theologie
müsse in die Praxis übersetzt werden:
„Die Menschen arbeiten gesellschaftlich
ja bereits zusammen. Daher ist es wichtig zu verstehen, was ein wahrhaftiger Pluralismus
bedeutet, denn es geht um die Zukunft der Familien, die wir aufziehen, um nicht nebeneinanderher
zu leben.“ Die zutiefst islamische Idee der „Kompassion“, des Mitleids, sei
eine mögliche Basis des praktisch gelebten Dialogs. Einseitigkeiten müssten auf beiden
Seiten überwunden werden.
„Ich bin in Pakistan geboren und in Großbritannien
aufgewachsen, und ich kenne die Situation von religiösen Minderheiten in islamischen
Staaten. In westlichen Ländern wird leider nur wahrgenommen, dass der Islam die Religionsausübung
von Andersgläubigen behindert. Viele Moslems sehen das aber ganz anders, und diese
einfache Botschaft muss immer wieder gesagt werden. Wie kann also auf beiden Seiten
ein Geist der Großzügigkeit gewonnen werden?“ Auch die Idee der
gemeinsamen Wurzel in Gott hebele die Vorstellung vom „Ungläubigen“ aus, so die Theologin,
und damit die geistigen Voraussetzungen für Heilige Kriege und andere interreligiöse
Konflikte.