Portugal: „Pädophilie hier nicht so im Blickpunkt“
Das Thema Pädophilie
steht in Portugal nicht so im Brennpunkt der Debatte wie andernorts. Das hat der Bischof
von Leiria-Fatima, Antonio dos Santos Marto, bei einer Pressekonferenz zum Papstbesuch
(11.-14. Mai) betont. Benedikt XVI. reist am kommenden Dienstag nach Portugal.
„In
der lateinischen Welt ist Kindesmissbrauch durch Kleriker kaum vorgekommen, in Portugal
hat bisher niemand Anschuldigungen zu konkreten Fällen vorgebracht. In den portugiesischen
Medien wird jedoch trotzdem darüber spekuliert, ob sich Benedikt XVI. vielleicht doch
dazu äußern wird.“
Auf Staat-Kirche-Ebene ist zurzeit
die rechtliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren das „heißeste Eisen“,
so Bischof Marto. Staatspräsident Anibal Cavaco Silva wird voraussichtlich nach dem
Papstbesuch ein vom Parlament gebilligtes diesbezügliches Gesetz ratifizieren. Die
Kirche hatte sich massiv dagegen ausgesprochen.
Der portugiesische Primas,
Patriarch Kardinal Jose Policarpo da Cruz, sagte am Freitag in einem Gespräch mit
der Lissaboner katholischen Nachrichtenagentur „Agencia Ecclesia“, er sehe Präsident
Silva in einem Dilemma. Er sei einerseits seit langem ein Freund von ihm, andererseits
gebe die Verfassung dem Präsidenten in diesen Dingen „nicht viel Spielraum“.
„Das
neue Gesetz ist ein Ergebnis des Drucks internationaler Lobbys. Das Beispiel Spanien,
wo die sogenannte „Homo-Ehe“ schon vor fünf Jahre eingeführt wurde, zeigt, dass die
tatsächliche Nachfrage völlig vernachlässigbar ist. Nach fünf Jahren gibt es gerade
30 homosexuelle Trauungen. Das Problem ist jedoch ein anderes: Es geht um eine anthropologische
Frage, um das Verständnis von Familie und der menschlichen Person. Es ist eine Frage
der Zivilisation.“
Ein weiteres Reizthema ist die Abtreibung:
Portugiesisches Recht erlaubt einen Schwangerschaftsabbruch bis zur 10. Woche, im
Fall einer Vergewaltigung oder bei gesundheitlichen Gefahren für die Mutter bis zur
16. Woche. Die Gesellschaft ist in der Frage gespalten: 54 Prozent der Katholiken
sprechen sich für die Legalisierung der Abtreibung aus, 37 Prozent dagegen. Lebensschützer-Gruppen
wollen den Papstbesuch für Kundgebungen nutzen. – Portugal ist ein traditionell katholisch
geprägtes Land. Bereits im 4. Jahrhundert bildeten sich erste kirchliche Strukturen
auf dem Gebiet des heutigen Portugal. Heute gibt es 21 Diözesen in Portugal, darunter
drei Erzbistümer.