2010-05-08 12:12:36

Portugal: „Pädophilie hier nicht so im Blickpunkt“


RealAudioMP3 Das Thema Pädophilie steht in Portugal nicht so im Brennpunkt der Debatte wie andernorts. Das hat der Bischof von Leiria-Fatima, Antonio dos Santos Marto, bei einer Pressekonferenz zum Papstbesuch (11.-14. Mai) betont. Benedikt XVI. reist am kommenden Dienstag nach Portugal.

„In der lateinischen Welt ist Kindesmissbrauch durch Kleriker kaum vorgekommen, in Portugal hat bisher niemand Anschuldigungen zu konkreten Fällen vorgebracht. In den portugiesischen Medien wird jedoch trotzdem darüber spekuliert, ob sich Benedikt XVI. vielleicht doch dazu äußern wird.“

 
Auf Staat-Kirche-Ebene ist zurzeit die rechtliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren das „heißeste Eisen“, so Bischof Marto. Staatspräsident Anibal Cavaco Silva wird voraussichtlich nach dem Papstbesuch ein vom Parlament gebilligtes diesbezügliches Gesetz ratifizieren. Die Kirche hatte sich massiv dagegen ausgesprochen.

Der portugiesische Primas, Patriarch Kardinal Jose Policarpo da Cruz, sagte am Freitag in einem Gespräch mit der Lissaboner katholischen Nachrichtenagentur „Agencia Ecclesia“, er sehe Präsident Silva in einem Dilemma. Er sei einerseits seit langem ein Freund von ihm, andererseits gebe die Verfassung dem Präsidenten in diesen Dingen „nicht viel Spielraum“.

„Das neue Gesetz ist ein Ergebnis des Drucks internationaler Lobbys. Das Beispiel Spanien, wo die sogenannte „Homo-Ehe“ schon vor fünf Jahre eingeführt wurde, zeigt, dass die tatsächliche Nachfrage völlig vernachlässigbar ist. Nach fünf Jahren gibt es gerade 30 homosexuelle Trauungen. Das Problem ist jedoch ein anderes: Es geht um eine anthropologische Frage, um das Verständnis von Familie und der menschlichen Person. Es ist eine Frage der Zivilisation.“

 
Ein weiteres Reizthema ist die Abtreibung: Portugiesisches Recht erlaubt einen Schwangerschaftsabbruch bis zur 10. Woche, im Fall einer Vergewaltigung oder bei gesundheitlichen Gefahren für die Mutter bis zur 16. Woche. Die Gesellschaft ist in der Frage gespalten: 54 Prozent der Katholiken sprechen sich für die Legalisierung der Abtreibung aus, 37 Prozent dagegen. Lebensschützer-Gruppen wollen den Papstbesuch für Kundgebungen nutzen. – Portugal ist ein traditionell katholisch geprägtes Land. Bereits im 4. Jahrhundert bildeten sich erste kirchliche Strukturen auf dem Gebiet des heutigen Portugal. Heute gibt es 21 Diözesen in Portugal, darunter drei Erzbistümer.

(kap/agenturen 08.05.2010 mg)







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